vfa und BPI zum AMNOG

Arzneimittelmarkt im Umbruch

Berlin - 11.11.2010, 13:49 Uhr


Anlässlich der heutigen Verabschiedung des AMNOG im Bundestag haben die Pharmaverbände nochmals Kritik an der Reform geübt. Bei den forschenden Herstellern blieb sie vergleichsweise moderat, beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie fand man schärfere Worte.

Die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) Cornelia Yzer betonte, dass das deutsche Gesundheitssystem vor der Herausforderung stehe, den berechtigten Anspruch des Patienten auf Teilhabe am medizinischen Fortschritt zu sichern, Effizienzreserven zu heben und gleichzeitig Qualität zu gewährleisten. „Ob Frühbewertung und Verhandlungen zwischen dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen und Herstellern geeignet sind, dazu einen Beitrag zu leisten, ist derzeit noch völlig offen“, so Yzer. Entscheidend werde sein, dass der Bundesgesundheitsminister nun mit der Rechtsverordnung zur Nutzenbewertung die richtigen Weichen stelle.

Problematisch sieht man vfa zudem, dass pharmazeutische Unternehmen zentral mit dem GKV-Spitzenverband Bund statt mit einzelnen Kassen Verträge über die Erstattungspreise schließen sollen. Zu befürchten sei, dass der Spitzenverband anders als eine Einzelkasse sein Augenmerk ausschließlich auf Kostenreduzierung richten werde. Kosteneffizienz und Versorgungsqualität müssten aber gleichermaßen betrachtet werden, so Yzer.

Der BPI-Vorsitzende Dr. Bernd Wegener hält die Entscheidung, zentralen Verhandlungen den Vorrang einzuräumen ebenfalls für „ziemlich mutlos“. Daneben kritisierte er, dass das neue Bewertungsverfahren zum Zusatznutzen nur neuen Wirkstoffen offen stehen soll. Damit werde die Forschung an bewährten Wirkstoffen weiter erschwert. Nicht nachvollziehbar ist aus Sicht des BPI zudem, warum Orphan Drugs, die im Zulassungsverfahren ihren Zusatznutzen nachweisen müssen, nun bei einem zu erwartenden Umsatz von mehr als 50 Millionen ein weiteres Mal einen Nachweis erbringen müssen. Zusatznutzen hänge nicht vom Umsatz eines Arzneimittels ab, betonte Wegener. Die EMA-Richtlinien zur Zulassung von Orphan Drugs seien bereits eine scharfe Hürde.

Als „katastrophal“ bezeichnete der BPI-Vorsitzende die Auswirkungen der Packungsgrößenverordnung. Auch wenn die Kritik an der geplanten Novelle nicht ablässt – anders als die AOK hält sie übrigens auch der GKV-Spitzenverband für überflüssig – müssen nun die Arzneimittelpackungsgrößen nun zum 1. Juli 2011 und dann nochmals 2013 umgestellt werden. Dabei werde es eine Flut von Ausnahmefällen geben, die medizinisch begründet gar nicht auf eine andere Packungsgröße umstellen dürfen, prognostiziert Wegener. Zudem laufe die Regierung Gefahr, mit dieser Regelung dafür zu sorgen, dass einige Arzneimittel ab dem 1. Juli 2011 nach bisheriger Praxis gar nicht mehr erstattungsfähig sind, da eine Umstellung mit allen notwendigen Studien und Tests und der Genehmigung bis dahin nicht möglich ist. Der BPI appellierte an das Ministerium, diese Regelung sofort zu beseitigen. „Ansonsten drohen der Versorgung das Chaos und den Unternehmen überflüssige Millionenlasten“, so Wegener.


Kirsten Sucker-Sket