BKK-Bilanz: Mehr psychische Leiden

2010: Krankenstände steigen wieder moderat

Berlin - 28.10.2010, 11:32 Uhr


Im vierten Jahr hintereinander sind die Krankenstände 2010 wieder moderat angestiegen. Von Januar bis September lagen die monatsdurchschnittlichen Krankenstände bei 4,0 Prozent.

Im „Krisenjahr“ 2009 zeigt der Anstieg der Fehltage laut BKK, dass die Krankenstandsentwicklung nicht den Konjunkturbewegungen folgt. Arbeitnehmer fehlten krankheitsbedingt an 14,4 Tagen, 2008 fielen sie einen Tag weniger (13,4 Tage) aus, während 2006, mit 12,4 Tagen, die geringsten Krankentage seit 30 Jahren gemeldet wurden.

Durch die Alterung der geburtenstärkeren Jahrgänge ändern sich die Belegschaften. Die Erwerbstätigkeit der über 55-Jährigen steigt spürbar: In den letzten zehn Jahren hat sie laut BKK um 49 Prozent zugenommen. Körperlich belastende Tätigkeiten wie in Bau- und Metallberufen, bei Reinigungskräften wie auch in Verkehrsberufen weisen die höchsten Ausfallzeiten bei den über 55-Jährigen auf. Im Durchschnitt liegen sie bei vier und mehr Krankheitswochen. Dagegen fehlten ältere Führungskräfte, die im Management arbeiten sowie Techniker oder Ingenieure durchschnittlich nur zwei bis zweieinhalb Wochen im Jahr.

Allerdings gibt es auch bei höher qualifizierten Berufen einen Aufwärtstrend bei den Fehlzeiten. Derzeit ist jeder achte männliche Ingenieur über 55 Jahre alt und erkrankte 2009 im Schnitt rund 18 Tage im Jahr. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr fast eine Verdopplung der Krankheitstage. Ursachen hierfür könnten laut BKK in ständig wachsenden Leistungsanforderungen und Restrukturierungen der Unternehmen liegen.

Bei näherer Betrachtung häufiger Erkrankungen über die Altersgruppen fällt auf, dass Rückenleiden bereits bei den 35- bis 39-Jährigen signifikant ansteigen. Gegenüber der Altergruppe der 25- bis 29-Jährigen sind mehr als doppelt so viele Mittdreißiger (63 Prozent) wegen Rückenproblemen arbeitsunfähig. Bei den über 55-Jährigen fallen aufgrund von Chronifizierungen mehr als dreimal so lange Krankheitszeiten wegen Rückenleiden an. Wie die ambulanten Arztdaten zeigen, beginnen diese Beschwerden vor allem wegen Bewegungsmangel oft schon in jungen Jahren. Jeder zehnte junge Mann zwischen 15 und 25 Jahren und fast jede siebte junge Frau (13,4 Prozent) dieser Altersgruppe gingen wegen Rückenschmerzen zum Arzt.

Die Herz- und Kreislauferkrankungen nehmen - besonders bei Männern - in den Jahrgängen um die 40 zu, gegenüber den Mittzwanzigern sind die 40-Jährigen im Schnitt doppelt so häufig deswegen krank.


Lothar Klein