Gewichtsentwicklung

74 Prozent mehr morbide Adipöse

20.10.2010, 11:03 Uhr


In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der von morbider Adipositas Betroffenen um 74 Prozent angestiegen. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung bislang unveröffentlichter Daten des Statistischen Bundesamtes durch die Expertengruppe Metabolische Chirurgie.

Nach Ergebnissen des Mikrozensus 2009, einer repräsentativen telefonischen Befragung des Statistischen Bundesamtes, waren 0,8% der deutschen Erwachsenen krankhaft adipös. Vor dem Hintergrund, dass bei einer telefonischen Befragung das Körpergewicht eher nach unten korrigiert wird, geht die Expertengruppe Metabolische Chirurgie davon aus, dass die absolute Anzahl krankhaft Adipöser deutlich höher liegt. Nach den Ergebnissen der Verzehrstudie II des Bundesministeriums für Ernährung und Verbraucherschutz aus dem Jahr 2008, bei der eine repräsentative Stichprobe gewogen und vermessen wurde, liegt der Anteil der krankhaft Adipösen bereits bei 1,5% der erwachsenen Bevölkerung. Dies entspricht einer Gesamtzahl Betroffener von rund einer Million, die einen BMI höher als 40 haben.

"Der dramatische Anstieg der krankhaft adipösen Bevölkerungsgruppe spiegelt sich in keiner Weise im Behandlungsangebot des deutschen Gesundheitswesens wider. Krankhaft adipöse Menschen werden in Deutschland weitgehend allein gelassen", sagt dazu Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Leiter der Abteilung für Klinische Ernährung im Deutschen Institut für Ernährungsforschung, Potsdam. "Es existiert kein bundesweites konservatives Therapieprogramm für diese Patientengruppe, das von den Krankenkassen als Kassenleistung anerkannt ist."

2009 war durch das Statistische Bundesamt (Destatis) bekannt geworden, dass 51% der erwachsenen Bevölkerung (60% der Männer und 43% der Frauen) in Deutschland übergewichtig sind. Eine genaue Analyse der Daten "BMI höher als 30" liegt nun vor. Im Bereich der Adipositas Grad I, BMI 30 bis 35, ist die Anzahl der Betroffenen zwischen den Jahren 1999 und 2009 um 19,6% gestiegen. 59% mehr Adipöse gibt es im Bereich BMI 35 bis 40 (Adipositas Grad II). Bei Patienten mit einem BMI über 40 – das entspricht bei einem 1,80 m großen, 35-jährigen Mann einem Gewicht von rund 130 Kilogramm – ist die Anzahl der Betroffenen sogar um 73,6% gestiegen.

Die dramatische Gewichtszunahme in der deutschen Bevölkerung geht im Bereich der krankhaften Adipositas mit erhöhter Sterblichkeit einher. Je zusätzlicher fünf BMI-Punkte steigt das allgemeine Sterberisiko um 30 %, die Gefahr an Herzkrankheiten zu sterben steigt um 40% und ein rund 120% höheres Sterberisiko durch Diabetes besteht.

Quelle: Pressemitteilung der Expertengruppe Metabolische Chirurgie vom 18.10.2010


Dr. Beatrice Rall