Arbeitskreis 2

Wir werden weniger und älter

München - 08.10.2010, 16:50 Uhr


Dr. Harald Michel, Leiter des Berliner Instituts für Angewandte Demographie GmbH, zeigte die Folgen des demographischen Wandels auf, die die deutsche Bevölkerung vor neue und sehr komplexe Herausforderungen stellt. Dabei müssen der irreversible Alterungsprozess der Bevölkerung sowie die gravierenden Veränderungen in der Gesellschaft, in Politik und Wirtschaft akzeptiert werden.

Die demographische Alterung ist eine Verschiebung in der Altersverteilung der Bevölkerung zugunsten der alten und sehr alten Jahrgänge. Dieser Prozess wird in den Veränderungen der Alterspyramide sichtbar: besaß die Bevölkerung um 1900 noch eine typisch pyramidenförmige Altersverteilung mit relativ vielen Kinder und nur wenigen alten Menschen, so hat sich dies in den folgenden Jahrzehnten grundlegend geändert. Der Alterungsprozess ist in der Regel mit einer Schrumpfung der Anzahl der Bevölkerung verbunden und wirkt damit sehr langfristig. Und die Alterung ist ein irreversibler demographischer Vorgang. Nach Schätzungen wird etwa bis zum Jahr 2020 die Einwohnerzahl in Deutschland auf dem aktuellen Niveau stagnieren. Michel bezeichnete es als nicht schlimm, wenn die Anzahl der Deutschen Bevölkerung sinkt, es ist schlimm, dass die Alterspyramide auf den Kopf gestellt wurde. Besonders für das Gesundheitswesen sind die Folgen dramatisch. Die deutschen umlagefinanzierten Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungssysteme sind für eine „junge" Bevölkerung konzipiert.

Die demographischen Folgen der Alterung sind in einigen Regionen dramatisch: In einigen Teilen im Nordosten Deutschlands findet man mittlerweile eine Bevölkerungsdichte, die geringer als in Finnland ist. Durch selektive Migrationsprozesse werden die Folgen des Wandels noch verstärkt. Im Wettbewerb um personelle und finanzielle Ressourcen wird sich die Polarisierung der Regionen in Deutschland noch weiter verschärfen. In einigen Regionen Deutschlands wird man auch in naher Zukunft kaum Auswirkungen des demographischen Wandels verspüren. Dagegen verläuft dieser Prozess in anderen Gebieten, insbesondere in Ostdeutschland, umso schneller und tiefgreifender. Für diese Regionen muss zuerst über nachhaltige Strategien nachgedacht werden. Für Michel ist es absolut notwendig, für den nicht aufzuhaltenden Alterungsprozess der Bevölkerung Anpassungskonzepte zu entwickeln, die es möglich machen, mit einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung zu leben.


Dr. Carolina Kusnick