Pädiatrie

Auch Qualm aus dritter Hand schadet

07.10.2010, 12:53 Uhr


Nicht nur Passivrauchen, auch an der Kleidung haftender Qualm kann für Kinder gefährlich werden. Ein 3D-Hautmodell hat nun den ernstzunehmenden Beweis für das Risiko von „Thirdhand Smoke“ geliefert.

Zigarettenrauch kann sich nicht nur an Tapeten und Polstern anlagern, sondern auch an Kleidung. Dies wird dann gefährlich, wenn die Kleider in Kontakt mit menschlicher Haut kommen. Besonders schutzlos sind Babys von Rauchern, die nach der Zigarette von ihren Eltern in den Armen gehalten werden. Wissenschaftler an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim konnten dies an einem 3D-Babyhaut-Modell nachweisen. Dieses speziell entwickelte Zellkultur-Modell gleicht in seiner Zusammensetzung, seinem Aufbau und seinen Eigenschaften der Baby- und Kinderhaut bis ins Detail. In den Untersuchungen wurden Textilien mit radioaktiv markiertem Nicotin versetzt und anschließend auf die Modellhaut gelegt, um zu prüfen, ob das Nicotin in die Haut eindringt. Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass der Hautschweiß das Nicotin aus der Kleidung herauslöste und das Nervengift durch alle Hautschichten bis in tiefere Körperschichten transportiert wurde.

Vergleichsstudien mit Spenderhaut von Erwachsenen führten zum gleichen Ergebnis. In einer zweiten Studie untersuchten die Mitarbeiter des Instituts, ob das eingedrungene Nicotin, oder einer der übrigen Schadstoffe, für den Körper unverträglich ist. Dazu wurden Haut- und Nervenzellen mit einer Rauch-/Schweißlösung versetzt. Die Resultate dieser zweiten Untersuchung waren ebenfalls eindeutig. Die gelösten Schadstoffe beeinträchtigten die Hautzellen in ihrer Differenzierung und führten bei hoher Konzentration sogar zum Absterben der Zellen. Bei Nervenzellen konnten die Wissenschaftler eine Hemmung der Vernetzung, die in jungen Jahren so wichtig ist, feststellen. Der Zustand, der das Rauchreservoir Kleidung beschreibt, wird „Thirdhand Smoke“ genannt und sollte allen Eltern oder betreuenden Personen eine Warnung in Bezug auf die Sicherheit und Gesundheit der Sprösslinge sein.

Quelle: Pressemitteilung der Hohenstein Institute, Bönnigheim, 09/2010


Simone Kruse/DAZ