DAZ-TV-Interview zum Apothekertag in München

Berliner Apothekerin: Ich wünsche mir mehr Anerkennung und Selbstbewusstsein

Berlin - 05.10.2010, 12:00 Uhr


Seit 26 Jahren betreibt Dagmar Knörrchen in Berlin die Uhland-Apotheke. Erfolgreich hat die Apothekerin ihren Betrieb und ihre fünf Mitarbeiter durch die wechselvolle Geschichte unzähliger Gesetzesänderungen und Gesundheitsreformen der letzten Jahrzehnten geführt. Vor dem diesjährigen Apothekertag

Von der ABDA als Standesvertretung der Apotheker wünscht sich die Berliner Apothekerin „mehr Selbstbewusstsein“. Aus diesem Grund unterstützt Apothekerin Knörrchen die Protestkampagne der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung: „Ich finde diese Kampagne sehr wichtig. Ich muss feststellen, dass die etwas deutlicher ist und nicht so ehrpusselig, wie wir das bisher hatten.“  Die Politik werde aufmerken, „dass wir rebellieren.“ Aber die Apotheker verfügten über keine große Lobby im Parlament: „ln der großen Politik kommen Apotheker nicht vor.“

Kritik übte Knörrchen jedoch an der ihrer Auffassung nach zu passiven Standespolitik der ABDA: „Wir haben immer genickt, sind einen Schritt zurückgetreten. Wir haben kein Selbstbewusstsein. Wir haben keine Rückendeckung durch die Standespolitik.“ 

„Uns geht es sicher nicht besser als damals“, fasst die engagierte Apothekerin ihre wirtschaftliche Situation zusammen. Die Apotheker jagten ständig neuen Gesetzen und Reformen hinterher und müssten den Patienten in der Offizin die zahlreichen Neuerungen erklären: „Das ist ein bitteres Brot und sehr schwer.“ Frau Knörrchen sieht sich permanent im Spannungsfeld zwischen den ethischen Grundsätzen des Apothekerberufes und den ökonomischen und bürokratischen Gängeleien. Hat die Freude an ihrer Arbeit aber nicht verloren: „Der Berufsstand ist unglaublich fortbildungswütig und fleißig.“

Mit neuen wirtschaftlichen Belastungen für ihre Apotheke rechnet Frau Knörrchen aufgrund des geplanten Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) der Bundesregierung. Sie verstehe zwar die Kostenstruktur des Großhandels, aber: „Ich habe sie zu erleiden. Das wird erheblich zu Buche schlagen“, sagte Knörrchen mit Blick auf die Ankündigung des Großhandelsverbandes Phagro, die Kürzung der Handelsspanne vollständig an die Apotheken weiterzureichen: „Da bleibt uns fast nichts vom Medikament.“

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Lothar Klein