Kinderernährung

Schnelle Gewichtszunahme, männlichere Erscheinung

01.10.2010, 06:48 Uhr


Jungen, die in den ersten sechs Lebensmonaten besonders stark zunehmen, kommen schneller in die Pubertät und weisen ein männlicheres Erscheinungsbild auf. Dies konnten Wissenschaftler bei 770 Männern im Rahmen einer Langzeitstudie beobachten.

Immer wieder konnte im Rahmen von Tierversuchen gezeigt werden, dass Ernährung, Hormone und Umweltfaktoren wie Stress die Entwicklung eines Neugeborenen beeinflussen und stark miteinander verknüpft sind. Beispielsweise kann ein Nahrungsmangel bei männlichen Ratten und Schafen die Geschlechtsreife hinauszögern. Humandaten waren dagegen bislang nur unzureichend verfügbar.

Nun haben Wissenschaftler der Northwestern University, Evanston Ergebnisse einer Langzeitstudie, die die Entwicklung von 770 männlichen phillippinischen Neugeborenen der Jahrgänge 1983/84 untersucht, vorgestellt. Im Fokus stehen Parameter wie Körpergröße und -gewicht, sowie der durchschnittliche Nährstoffgehalt der Muttermilch und sonstiger Nahrung. Des weiteren wurde der Testosteronspiegel der Jungen gemessen. Dieser ist in den ersten Lebensmonaten fast vergleichbar hoch wie im Erwachsenenalter. Daher stellten die Wissenschaftler um Christopher Kuzawa die Hypothese auf, dass durch Testosteron bereits in dieser Lebensphase die Weichen für die spätere Entwicklung von Körpermerkmalen und des Hormonspiegels gestellt werden. Zudem ist der Hormonspiegel eng mit der Ernährungssituation verknüpft, welche eine entscheidender Indikator für die Gewichtszunahme ist, so die zweite Hypothese.

Tatsächlich ließen sich diese Vermutungen im Verlauf der Studie bestätigen. In späteren Jahren untersuchten die Wissenschaftler auch, wann die Pubertät der Jungen einsetzte, wie viel Nahrung sie verzehrten, wann sie das erste Mal Geschlechtsverkehr hatten und maßen zudem den Hormonspiegel. Als Volljährige erklärten sie sich zudem bereit, an weiteren Tests und Befragungen teilzunehmen. Auch hier wurde der Testosteronspiegel sowie Größe, Gewicht, Kraft gemessen sowie die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs und Partnerwechseln ermittelt.

Nach Auswertung aller Tests stellten Kuzawa und sein Team fest, dass bei Jungen, die in den ersten sechs Lebensmonaten besonders viel an Gewicht zunahmen, nicht nur die Pubertät früher einsetzte, sondern dass diese häufiger Geschlechtsverkehr hatten und ihre Partnerinnen häufiger wechselten. Weiterhin sind diese Männer größer, kräftiger und weisen einen höheren Testosteronspiegel auf, während keine Unterschiede hinsichtlich des Körpergewichts beobachtet wurde. Außerdem beobachteten die Wissenschaftler einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Ernährungssituation eines Babys und einer raschen Gewichtszunahme, wodurch sich die eingangs gestellten Hypothesen bestätigen lassen.

Für 744 untersuchte Mädchen konnte kein derartiger Zusammenhang festgestellt werden.

Quelle: Kuzawa, Ch. et al.: PNAS, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1073/pnas.1006008107


Katja Aue/DAZ