Lysetherapie

Längeres Zeitfenster kein Nachteil

24.09.2010, 12:05 Uhr


Die Verlängerung des Zeitfensters für die Lysetherapie hat nicht zu einer Verzögerung bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten geführt. Genau dies aber war befürchtet worden, als eine Studie 2008 zeigte: Die Lyse kann auch innerhalb von 4,5 statt der vorgeschriebenen 3 Stunden sicher und effektiv durchgeführt werden.

„Diese Studienergebnisse waren enorm wichtig für die Schlaganfalltherapie, denn sehr viele Betroffene werden erst drei Stunden nach Beginn der Symptomatik in die Klinik aufgenommen. Doch zugleich bestand die Befürchtung, dass der verminderte Zeitdruck den Behandlungsablauf verlangsamt“, erläutert Professor Dr. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft.

Die jüngste Auswertung des Patientenregisters SITS (Safe Implementation of Treatment in Stroke) konnte nun Entwarnung geben. Die Zeit vom Eintreffen des Patienten in die Klinik bis zur Lyse dauert genau so lang wie vor der Ausweitung des Zeitfensters, nämlich 65 Minuten. Gleichzeitig steigt die Zahl der Patienten kontinuierlich an, bei denen noch nach mehr als drei Stunden eine Lysetherapie durchgeführt wird.

„Die Ergebnisse der Studie wurden schnell von den Kliniken umgesetzt, und zwar ohne den Beginn der Therapie zu verzögern und den hohen Behandlungsstandard herabzusetzen“, erklärt Grond. Noch fehlt allerdings die Erweiterung der Zulassung für die Thrombolyse auf viereinhalb Stunden. Die Lyse im verlängerten Zeitfenster darf deshalb derzeit nur im individuellen Heilversuch durchgeführt werden. Und nach wie vor gilt: Die Ergebnisse sind umso besser, je schneller lysiert wird. Hier sieht Grund noch Handlungsbedarf: „Wir müssen in der Klinik versuchen noch schneller zu werden. 65 Minuten sind zwar ein akzeptabler Durchschnittswert, 30 Minuten wären aber ideal.

Quellen:
Ahmed N. et al. Lancet Neurology 2010; 9:866-874
Pressemeldung der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft


Dr. Beate Fessler/DAZ