Leberschäden durch Nahrungsergänzungsmittel

Illegale Produkte gefährden die Gesundheit

Stuttgart - 22.09.2010, 06:47 Uhr


Nahrungsergänzungsmittel, die über das Internet bezogen werden, können zu Leberschäden führen. Viele dieser teilweise illegalen Präparate sind verunreinigt, bei anderen ist die Zusammensetzung völlig unklar.

Der Markt für Nahrungsergänzungsmittel boomt. „Die Hersteller verbuchen mitunter Milliarden-Umsätze, ohne dass sie nachweisen müssen, dass ihre Präparate überhaupt von Nutzen sind“, beklagte Göke. Einige Nahrungsergänzungsmitteln können laut Göke die Leber schädigen, vor allem, wenn diese über das Internet bezogen werden: „Viele Präparate sind verunreinigt oder enthalten andere Substanzen, als angegeben sind.“

So erkrankten in Israel mindestens 22 Menschen nach Anwendung von Produkten des Herstellers Herbalife an Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust sowie Gelbsucht. Den Betroffenen wurde geraten, die Mittel abzusetzen. Nachdem sich die Leber erholt hatte, verwendeten die Patienten die Produkte erneut, mit dem Ergebnis, dass sich die Leberwerte wieder deutlich verschlechterten. Die verursachende Chemikalie konnte nicht ermittelt werden, da der Hersteller die Zusammensetzung des Produktes nicht offen legt.

Im Verdacht, die Leber zu schädigen, stehen auch Kurkuminextrakte, die in Online-Shops unter Namen wie „Miradin" und „Fortodol“ als harmlose und nebenwirkungsfreie Schmerzmittel beworben werden. In einem Fall wurde in einigen Kapseln der Arzneistoff Nimesulid in Mengen von bis zu 50 mg nachgewiesen. Göke: „Dieses Schmerzmittel ist wegen seiner leberschädigenden Wirkung in Europa nicht mehr zugelassen.“

Schwere Leberschädigungen traten auch unter Anwendung des Nahrungsergänzungsmittels „Hydroxycut“ auf, das als Schlankmacher über Online-Shops vermarktet wird. Nach mehreren schweren Erkrankungen warnte die US-Arzneibehörde im letzten Jahr dringend vor der Einnahme.

Göke wies darauf hin, dass sich die Leberschäden bei vielen Menschen über einen längeren Zeitraum unerkannt entwickeln können und es daher vermutlich eine hohe Dunkelziffer gebe: „Die Anfangssymptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Oberbauchbeschwerden sind relativ unspezifisch und werden häufig übersehen.“

Neuerdings werden derzeit sogar Mittel zur Nahrungsergänzung angeboten, welche die Funktion der Leber verbessern sollen. Laut Göke ist jedoch eine Schutzwirkung für keinen dieser „Schutzfaktoren“ belegt. „Bei Verdacht auf einen Leberschaden nach der Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel sollte die Einnahme sofort gestoppt werden“, so Göke.

Quelle: Pressekonferenz anlässlich des Kongresses Viszeralmedizin, Stuttgart, 16. September 2010.


Dr. Bettina Hellwig