Arzneimittel-Sparpläne

PKV soll sich an Kosten für Nutzenbewertung beteiligen

Berlin - 13.09.2010, 16:27 Uhr


Die privaten Krankenkassen sollen ebenfalls von der neuen Nutzenbewertung von Arzneimitteln profitieren – und auch dafür bezahlen. Sie sollten entsprechend ihrem Versichertenanteil etwa zehn Prozent der Kosten tragen, hieß es aus Koalitionskreisen.

Die von der Regierungkoalition geplante frühe Nutzenbewertung der oft teuren neuen Mittel soll Grundlage für Rabattverhandlungen zwischen Pharmaherstellern und gesetzlichen Krankenkassen werden. Die Privaten sollen aber auch von den Rabatten profitieren und somit erstmals in den Genuss von Regelungen für die GKV kommen.

Ein Sprecher des PKV-Verbands begrüßte dies: „Wir wollen uns mit allen Rechten und Pflichten an den Verhandlungen beteiligen.“ Der Sprecher des GKV-Verbands, Florian Lanz, sagte hingegen: „Die private Krankenversicherung bekommt ihre Probleme nicht aus eigener Kraft in den Griff und hängt sich jetzt an die gesetzlichen Kassen, um von deren Wissen und Können zu profitieren.“ Es sei das Mindeste, dass sie sich angemessen an den Kosten beteiligt.

Auch mit weiteren Zugeständnissen der Politik an die PKV ist die GKV nicht einverstanden. Schwarz-Gelb sichere der Branche bis zu einer Milliarde Euro Zugewinn pro Jahr, errechnete die GKV nach einem Bericht der „Berliner Zeitung“. Demnach bringe allein das Vorhaben, die Frist für einen Wechsel in eine Privatkasse wieder von drei auf ein Jahr zu verkürzen, den Unternehmen rund 500 Millionen Euro. PKV-Verbandsdirektor Volker Leienbach entgegnete: „Das sind wilde Fantasiezahlen.“ Die Summe belaufe sich nur auf 78 Millionen Euro im Jahr.


Grünen-Chefin Claudia Roth warf Minister Philipp Rösler (FDP) vor, nur die Interessen von PKV und Pharmabranche zu bedienen. „Rösler ist ein willfähriger Handlanger der Pharmaindustrie.“ Zudem sei er nicht der Minister der 70 Millionen gesetzlich Versicherten, sondern arbeite nur für die 8 Millionen Privatversicherten. Die Grünen wollten die Gesundheitspolitik zu einem ihrer Schwerpunkte ausbauen.



dpa