Boni-Urteil

Zuversicht bei der EAV, Ärger bei deutschen Versandapotheken

Berlin - 09.09.2010, 13:16 Uhr


Klaus Gritschneder, Mitbegründer der Europa Apotheek Venlo, lässt sich vom heutigen Urteil des Bundesgerichtshofs nicht verunsichern. Er ist zuversichtlich, auch weiterhin mit hohen Boni werben zu dürfen. Die deutschen Versandapotheken sind dagegen höchst verärgert, dass ihnen verwehrt ist, was ihre holländische Konkurrenz (noch) darf.

In einem der sechs Verfahren ging es um Boni der Europa-Apotheek – und damit auch um die Frage, ob eine ausländische Versandapotheke überhaupt an die deutschen Preisregelungen gebunden ist. Der BGH meint ja, kann aber noch nicht letztgültig hierüber entscheiden.

„Wir hoffen und sind zuversichtlich, dass der Gemeinsame Senat am Ende die grundsätzliche Frage, ob die deutsche Arzneimittelpreisverordnung auch für ausländische Versandapotheken gilt, die Arzneimittel im Wege des Versandhandels nach Deutschland einführen, im Sinne des Verbrauchers beantwortet – also mit Nein“, sagte Gritschneder. Er ist überzeugt, dass dies den Wettbewerb unter den Apotheken weiterhin stärken würde. Für Werbegaben im Wert von bis zu einem Euro habe der BGH diesen Wettbewerb schon heute „einen Spalt weit geöffnet“. Gritschneder: „Das nützt den Verbrauchern.“

Die Europa Apotheek wirbt derweil weiter mit Boni in Höhe bis zu 15 Euro pro Medikament. Bis der Gemeinsame Senat entscheidet, kann noch einige Zeit verstreichen. Weniger erfreut hierüber ist man beim Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) – denn für seine Mitgliedsapotheken bleiben Boni in dieser Größenordnung tabu: „Die erneute Verschiebung einer Klärung dieser Rechtsfrage ist für deutsche Versandapotheken unerträglich. Wir fordern Chancengleichheit für deutsche Apotheker“, erklärte der BVDVA-Vorsitzende Christian Buse. Solange der Gesetzgeber keine Entscheidung treffe, würde „die Ungleichbehandlung deutscher, mittelständischer Versandapotheken zu Gunsten multinationaler Konzerne zementiert“. Die Niederlande seien die Nutznießer einer verfehlten deutschen Gesundheitspolitik, ärgert man sich beim BVDVA.


Kirsten Sucker-Sket