Infektionskrankheiten

Neuartiger Tuberkulosetest

Columbus - 06.09.2010, 14:59 Uhr


Ein neuer Bluttest kann das individuelle Risiko nach einer Infektion mit Tuberkelbazillen feststellen. Mithilfe eines RNA-Chips analysiert er das Transkriptionsmuster bestimmter Immunzellen des Infizierten und sagt voraus, ob und wie schwer dieser Mensch erkranken wird. Der Test wurde in einer internationalen Studie erfolgreich getestet, steht aber noch nicht für die Allgemeinheit zur Verfügung.

Schätzungsweise ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit Mycobacterium tuberculosis, dem Erreger der Tuberkulose, infiziert, doch bei den meisten Infizierten kommt die Krankheit nicht zum Ausbruch, sondern bleibt latent. Das Risiko, dass eine latente Tuberkulose im Laufe des Lebens akut wird, beträgt nach bisherigen Schätzungen etwa zehn Prozent.

Wissenschaftler um Octavio Ramilo vom Nationwide Children’s Hospital in Columbus (Ohio) stellten nun die Ergebnisse einer Studie zur Differenzierung von TB-Infizierten anhand ihrer Gentranskription vor. In Blutproben von Einwohnern Englands und Südafrikas, die teils akut an Tuberkulose erkrankt waren, teils eine latente oder keine Tuberkulose hatten, analysierten sie die Transkriptionsmuster bestimmter Immunzellen (neutrophile Granulozyten). Dabei fanden sie Transkriptionssignale, die mit Symptomen der Tuberkulose korrelieren, und erstellten Transkriptionsmuster oder -profile von mehr oder weniger schweren Verläufen der Erkrankung. Sie fanden außerdem, dass etwa zehn bis zwanzig Prozent der Patienten mit latenter Tuberkulose ähnliche Transkriptionsmuster aufweisen wie die akut Erkrankten und vermuten in ihnen Risikopatienten. Bei Patienten, die nach einer zwölfmonatigen medikamentösen Behandlung geheilt waren, waren die typischen Transkriptionssignale völlig verschwunden.

Ähnliche Tests könnten auch für andere Infektionskrankheiten entwickelt werden. Ob ein Mensch ein Antibiotikum erhält oder sogar prophylaktisch hospitalisiert wird, könnte dann nicht aufgrund des Erregernachweises, sondern aufgrund des individuellen Erkrankungsrisikos entschieden werden, was einen entscheidenden Fortschritt bei der rationalen Nutzung der Ressourcen im Gesundheitswesen bedeuten würde.

Quelle: Matthew PR, et al. An interferon-inducible neutrophil-driven blood transcriptional signature in human tuberculosis. Nature 2010;466(7309):973 DOI: 10.1038/nature09247.


Dr. Wolfgang Caesar