Datenlücke bei Schlecker

Becker fordert von Rösler Konsequenzen

Berlin - 27.08.2010, 13:41 Uhr


Wegen der bei der Drogeriekette Schlecker aufgetretenen Datenlücken hat der Deutsche Apothekerverband den Bundesgesundheitsminister zum Eingreifen aufgefordert: „Bundesgesundheitsminister Rösler ist jetzt am Zug und muss Schlecker in die Schranken weisen“, sagte der DAV-Vorsitzende Fritz Becker.

Die Arzneimittelsicherheit sei in Gefahr. „Es ist unerträglich, wie schlampig der Konzern erneut mit sensiblen Daten von Kunden und Patienten hantiert. Immerhin betreibt Schlecker hinter der deutschen Grenze eine Versandapotheke, die über die Schlecker-Filialen im Pick-up-Modell mit Kundenaufträgen und mit Daten versorgt wird“, so Becker.

Laut „Bild“-Zeitung könnten 150.000 Kundendatensätze sowie mehr als sieben Millionen E-Mail-Adressen von Schlecker, die wegen einer Datenlücke bis gestern öffentlich im Internet zugänglich waren, in die Hände krimineller Geschäftemacher geraten. Demnach befürchten Datenschützer, dass beispielsweise Anbieter gefälschter und nicht zugelassener Medikamente die Kunden im Namen von Schlecker anschreiben. Die Kunden würden laut „Bild“ dem Absender vertrauen, die Arzneimittel kaufen und ihre Bankdaten herausgeben.

Die Apotheker fordern die Politik auf, die lange geplanten Maßnahmen gegen den massenhaften miserablen Umgang mit Daten und dem Mangel an Verantwortung einen Riegel vorzuschieben. Becker: „Kürzlich haben es die Drogeriemarktketten erneut geschafft, das über Parteigrenzen hinweg seit Jahren geforderte Pick-up-Verbot von Arzneimitteln auszuhebeln. Jetzt zeigt sich einmal mehr und dafür hunderttausendfach, dass es bei dieser berechtigten Verbotsforderung nicht um die Interessen von Apothekern geht, sondern um die Arzneimittelsicherheit von Patienten und die persönliche Verantwortung gegenüber Versicherten.“

Der jüngste Datenschutzskandal verdeutliche das Risiko, Konzernen die Gesundheitsversorgung zu überlassen. Becker: „Zusätzlich will die Regierung im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) den Wettbewerb im Pharmagroßhandel ausschalten und die Macht von einer Handvoll marktdominierenden Konzernen festzurren. Auch hier muss ein Umdenken einsetzen.“


Lothar Klein