Sachsen-Anhalt

Grippe-Impfstoff wird ausgeliefert

Berlin - 24.08.2010, 11:54 Uhr


Die Stern-Apotheke in Magdeburg liefert seit Montag Grippe-Impfstoffe aus. Sie wird in dieser Saison in Sachsen-Anhalt allein die Versorgung mit dem Impfstoff übernehmen. Der Landesapothekerverband will diese neue Art zentraler Versorgung scharf im Blick behalten.

In der vergangenen Woche hatte der LAV Alarm geschlagen: Obwohl die Grippe-Impfstoffe seit Anfang August verfügbar sind und das Paul-Ehrlich-Institut am 18. August die ersten Impfstoffdosen freigegeben hat, konnte die Stern-Apotheke letzte Woche noch keinen Impfstoff an die Arztpraxen ausliefern. Der LAV-Vorsitzende Mathias Arnold, dem die zentrale Versorgung von jeher ein Dorn im Auge ist, warnte vor einer Verschlechterung der Versorgung. Privatpatienten würden bevorzugt, hieß es – nur für sie sei bislang die Grippeimpfung in Sachsen-Anhalt gesichert.

Mittlerweile hat die Stern-Apotheke von ihrem Vertragspartner die Impfdosen erhalten und mit der Auslieferung begonnen. „Wir sind im Zeitplan“, sagte Apothekenleiter Boris Osmann gegenüber DAZ.online. Das Robert-Koch-Institut empfehle die Grippeimpfung ab Herbst. „Der Herbst beginnt bei dem einen früher, bei dem anderen später, aber sicher nicht im August“, so Osmann. Dass Privatpatienten in der letzten Woche bevorzugt gewesen seien, hält er für „an den Haaren herbeigezogen“ – auch diese Patienten hätten sich jetzt noch nicht impfen lassen wollen. Viele Ärzte hätten den Impfstoff erst für Anfang September bestellt.

Arnold bleibt jedoch skeptisch. Er ist überzeugt, dass die zentrale Versorgung anfälliger ist. Um den Krankenkassen das zu beweisen, sollen Ärzte die Belieferung durch die Stern-Apotheke genau im Blick behalten und dokumentieren. Entsprechende Dokumentationsbögen hat der LAV den Apotheken zukommen lassen – sie sollen sie an die Ärzte weitergeben. Aus Osmanns Sicht, geht dies zu weit. Auch wenn er die Sorgen des LAV um neue Vertriebswege grundsätzlich nachvollziehen könne, hält er das bestehende Überwachungssystem für ausreichend. Die Ausschreibung sei von den Gerichten abgesegnet, jetzt gezielt nach Fehlern zu suchen, müsse nicht sein. In jeder Apotheke werde man Fehler aufdecken können, wenn man sie nur oft genug für einen Testkauf besuche, so Osmann – er werde es darauf jedoch nicht anlegen. Arnold bleibt jedoch dabei: „Uns interessiert, wie es läuft – deshalb müssen wir und keinen Maulkorb verpassen lassen“, sagte er gegenüber DAZ.online.

Die Krankenkassen erwarten durch den Vertrag mit der Stern-Apotheke Einsparungen in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro. Arnold warnt, den Preis zum alleinigen Kriterium zu erheben: Was unter dem „Mäntelchen der Sparsamkeit“ verkauft werde, könne das System zerstören. Der LAV-Vorsitzende verwies darauf, dass die Krankenkassen auch Rabattverträge mit Impfstoffherstellern hätten schließen können. „Das ist auch nicht schön, aber immerhin dezentral“, so Arnold. Die Ausschreibung von Vertriebswegen werde dagegen zum „Ende der niedergelassenen Apotheke“ führen.


Kirsten Sucker-Sket