Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schlägt wieder zu:

„Es gibt viel zu viele Apotheker“

Stuttgart - 20.07.2010, 09:31 Uhr


Es gehört zu den Ritualen von FAZ und ihrem Ableger, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS), Apotheken-Kritikern und Ketten-Lobbyisten breiten redaktionellen Raum zur Verfügung zu stellen. In der neuesten FAS strahlt dem Leser

Präsentiert wird Schenck als 36-jähriger „Familienunternehmer“, der in Düsseldorf lebt und eine Apotheke in Goch am Niederrhein „unweit der holländischen Grenze“ betreibt. Seine Apotheke gehört, so die FAS, zu den „ein Prozent umsatzstärksten im Lande“. Finanziell geht es Schenck prima: „Ich habe zwar meine Verpflichtungen. Aber es bleibt genug übrig. Wir können nicht klagen.“

Altbacken findet es der promovierte Pharmazeut, dass „unsere Standesvertreter das Leitbild eines Apothekers hochhalten, das mehr als hundert Jahre alt ist“. Besonders ärgern ihn „Marktzutrittsbarrieren“, die Apotheker daran hindern zu expandieren“ und auch „Drogeriemärkte oder Großhändler wie Celesio“ (na also!) fernhalten. Ausdruck des „traditionalistischen Leitbilds“ ist für Schenck, dass jede seiner Filialapotheken ein eigenes Labor und eine eigene Rezeptur haben muss – und dies, obwohl es ihm „in 12 Jahren als Apotheker noch nie passiert ist“, auf ein fehlerhaftes Arzneimittel zu stoßen. „Dabei sind Sie doch ein ganz normaler Einzelhändler, der Medikamente und andere Dinge verkauft“, sekundiert FAS-Redakteur Winand von Petersdorff. „Gewaltige Effizienzreserven“ sieht Schenck, wenn man endlich die „luxuriöse Apothekendichte“ (sie entspricht dem europäischen Mittel) in Deutschland ausdünne. Auf 3.000 Apotheken könne man locker verzichten: „Es gibt viel zu viele Apotheker!“. Eine Gefährdung der Arzneimittelversorgung in abgelegenen, wenig lukrativen Regionen sieht der Jungunternehmer nicht: „Das Argument ist so alt wie die Apotheke selbst. Und es stimmt immer noch nicht.“ Die Lösung sieht Schenck in „Pick-up-Sammelstellen für Rezepte“ oder in „Apotheken-Terminals mit eingebauter Videokonferenz (?)“, die er in verwaisten Orten, z.B. „beim letzten Bäcker“, aufstellen lassen möchte. Arzneimittelsicherheit? Schenck: „Die Argumente, die da vorgebracht werden, dienen nur scheinbar der Arzneimittelsicherheit. Eigentlich geht es um die Konservierung des eigenen Umsatzes.“ Immerhin: Am „Tresen“ in der Apotheke fühlt sich Schenck als Apotheker: „Da rede ich den Kunden das Wundermittel eher (?) aus. Aber im Büro werde ich zum Geschäftsmann, denke mir Wurfzettel-Aktionen für Sonderangebote aus und kalkuliere das Warenlager durch.“

Und was hält der smarte Geschäftsmann und großzügige Poloshirt-Sponsor der Gochener Blaskapelle („Danke Herr Schenck!“) von der Homöopathie? „Das ist für mich ein gutes Geschäft. Vor allem Frauen zwischen 35 und 60 mögen das.“

Hier finden Sie das Interview aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (faz.net).


Dr. Christian Rotta