Blutkrebs

Stammzelltransplantation bei Leukämie

Heidelberg - 16.07.2010, 11:31 Uhr


Die allogene Transplantation von Stammzellen eines gesunden Spenders bietet eine Heilungschance für Patienten mit einer aggressiven Form der chronischen lymphatischen

Das konnten jetzt Heidelberger Mediziner in einer multizentrischen, klinischen Phase II-Studie zeigen. In diese Studie schlossen Studienärzte an 16 verschiedenen deutschen Behandlungszentren insgesamt 90 Patienten mit einer aggressiven Verlaufsform der CLL ein.

Die CLL ist die häufigste Leukämieform in den Industrienationen und tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. In vielen Fällen nimmt sie einen eher gutartigen Verlauf. Es gibt allerdings auch Patienten, bei denen die Erkrankung nicht auf die Standard-Chemo- oder Antikörpertherapie anspricht. Patienten mit einer solchen Hochrisiko-CLL sterben oft innerhalb weniger Jahre nach der Diagnose. Bei einem Teil dieser Patienten lässt sich der ungünstige Verlauf aufgrund von typischen chromosomalen Veränderungen in den Leukämiezellen (Deletion 17p-) vorhersagen.

Die allogene Stammzelltransplantation ist eine sehr belastende und risikoreiche Therapieform, so dass sie früher bei den üblicherweise älteren von der CLL betroffenen Patienten in der Regel nicht durchgeführt werden konnte. Durch das hier untersuchte neue, verbesserte Verfahren konnte die Verträglichkeit wesentlich verbessert werden. Das Hauptrisiko bleibt jedoch die "Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion", bei der Spenderzellen die für sie fremden, körpereigenen Zellen des Patienten angreifen. Allerdings ist das auch der Mechanismus, über den die Leukämiezellen beseitigt werden. Entscheidend ist, die übertragenen Spender-Immunzellen so zu steuern, dass die Wirkung stark genug ist, die Leukämiezellen zu eliminieren, aber nicht so stark, dass es zu Komplikationen an anderen Geweben oder Organen kommt.

Die Patienten erhielten im Rahmen der Stammzelltransplantation eine dosisreduzierte Chemotherapie, so dass die Akutverträglichkeit der Transplantation sehr gut war. Bei ungefähr der Hälfte der Patienten ließen sich langfristig keine CLL-Zellen mehr im Blut nachweisen, was mit einer weitgehenden Rezidivfreiheit für die Zeit der Nachbeobachtung (bis zu acht Jahre, im Mittel etwa vier Jahre) verbunden war. Dieses Ergebnis war unabhängig vom genetischen Risikoprofil und der Resistenz gegen bestimmte Chemotherapeutika. Auch der Spendertyp (verwandt oder unverwandt) hatte keinen Einfluss. Damit stellt die allogene Stammzelltransplantation bei einer Hochrisiko-CLL eine viel versprechende Therapieoption dar und kann womöglich sogar zur Heilung dieser ansonsten unheilbaren Leukämieart führen.

Quelle: Dreger, P., et al.: Blood, Juli 2010; Online-Vorabpublikation: DOI:10.1182/blood-2010-03-275420.


Dr. Bettina Hellwig


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