Neue Sparvorschläge

SPD und CDU diskutieren über Homöopathie

Berlin - 12.07.2010, 10:48 Uhr


Auf der Suche nach weiteren Einsparmöglichkeiten im GKV-System haben SPD und CDU jetzt die Naturheilkunde ins Visier genommen. Die SPD forderte am Wochenende ein Verbot von

"Man sollte den Kassen schlicht verbieten, die Homöopathie zu bezahlen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karl Lauterbach, dem Magazin "Der Spiegel". Er kritisierte, mehr als die Hälfte aller gesetzlichen Kassen würden die Leistungen von Homöopathen erstatten. "Viele Patienten glauben, die Kassen zahlen nur das, was auch nachweisbar hilft. Deshalb adeln die Krankenkassen mit ihrem Vorgehen die Homöopathie."

Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn unterstützte diese Forderungen: "Wir haben die Wahltarife für Homöopathie unter Rot-Grün eingeführt. Wenn die SPD will, können wir das sofort streichen, da es keinen wissenschaftlichen Nachweis für den Nutzen gibt", sagte Spahn der "Bild"-Zeitung.

Der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses aus Ärzten, Kliniken und Kassen, Rainer Hess, sagte dem "Spiegel", es gebe nach Hunderten medizinischen Studien bisher keinen klaren Nutzennachweis für die Homöopathie. "Es hat schon viele Anläufe gegeben, die Schutzvorschrift für derartige Mittel zu streichen, aber einflussreiche Politiker haben dies immer wieder verhindert." Der designierte Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Jürgen Windeler, nannte Homöopathie ein "spekulatives, widerlegtes Konzept".

Der Sprecher des Kassen-Spitzenverbands, Florian Lanz, sagte hingegen:  "Jetzt passiert, was wir befürchtet hatten: Die Ärzte sollen trotz ihrer Rekordeinnahmen auch im nächsten Jahr wieder eine saftige Honorarerhöhung bekommen und gleichzeitig wird gefordert, für die Versicherten Leistungen zu streichen."

Die Grünen hingegen lehnen eine Herausnahme von Naturheilverfahren aus der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Fraktionschefin Renate Künast sagte der "Berliner Zeitung": "Die pauschale Kritik an der Homöopathie verkennt, dass selbst die Schulmedizin in vielen Fällen auf die industrielle Nachahmung von Heilmitteln zurückgreift, die es in der Natur kostenlos gibt." Die Kosten für Homöopathie stünden in keinem Verhältnis zu den gigantischen Summen, die für Schulmedizin ausgegeben würden.


Lothar Klein/dpa