Gesundheitsreform

Kassenärzte für Ausweitung der Praxisgebühr

Berlin - 28.06.2010, 17:09 Uhr


Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hält eine Ausweitung der Praxisgebühr für sinnvoll. Er unterstütze den Vorschlag aus der CSU, die Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch

Könne diese Zahl über eine Ausweitung der Praxisgebühr –- sie beträgt derzeit zehn Euro pro Quartal – gesenkt werden, habe der Arzt auch „mehr Zeit für den Patienten“. Nach den Worten des KBV-Chefs wurde die Praxisgebühr zuletzt in 28,2 Prozent der zuletzt insgesamt 526 Millionen Behandlungsfälle erhoben. Nach Zahlung der 10 Euro sind in den entsprechenden drei Monaten in der Regel beliebig viele weitere Arztbesuche ohne erneute Zahlung der Praxisgebühr möglich.

Mit Blick auf das Tauziehen der schwarz-gelben Koalition um Einsparungen und Mehreinnahmen im Gesundheitswesen betonte der KBV- Chef, er hoffe, dass es bei den Ärztehonoraren bei einer Zuwachsbegrenzung von einem Prozent bleibe. Kein Bereich dürfe ausgeklammert bleiben. In der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) droht im kommenden Jahr ein Rekord-Defizit von elf Milliarden Euro.

Zu den Ärztehonoraren präsentierte Köhler eine Vereinbarung mit dem GKV-Spitzenverband, die die bisherige Benachteiligung von Hausärzten gegenüber Fachärzten abstellen soll. Fachärzte müssen sich daher auf finanzielle Abstriche einstellen. Die Neuregelung tritt am 1. Juli in Kraft. Einsparungen für die Kassen sind damit nicht verbunden. Die Ausgaben für ärztliche Leistungen schlugen zuletzt mit gut 30 Milliarden Euro im Jahr zu Buche und sind damit der drittgrößte GKV-Ausgabenposten.

   „Die Benachteiligung der Hausärzte ist endgültig vom Tisch“, sagte Köhler. Deren Honorartopf könne nun „nicht weniger werden“. Die Vergütung der Fachärzte, die bislang viele „freie Leistungen“ abrechnen und damit zu den Spitzenverdienern zählen, ging bislang zu Lasten der Hausärzte. Diese klagen über seit Jahren sinkende Abrechnungswerte.

Über die Vereinbarung wurde mehr als ein Jahr gestritten – und es zeichnet sich ab, dass der Konflikt zwischen Haus- und Fachärzten ums Geld damit nicht aus der Welt ist. Dass es „Verlierer“ gebe, sei nicht zu vermeiden gewesen, betonte Köhler. Dies dürfte bei den diesmal Betroffenen für Unmut sorgen.

Nach neuen KBV-Zahlen waren die Honorarzuwächse bei einzelnen Arztgruppen höchst unterschiedlich: Bei Internisten gab es in den ersten sechs Monaten 2009 im Jahresvergleich ein Plus von 32 Prozent, bei Neurologen von gut 20 Prozent. Für Hausärzte wurde ein leichter Rückgang um 0,5 Prozent verzeichnet, bei Orthopäden von 4,5 Prozent. Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes kam ein Arzt im Jahr 2007 auf ein zu versteuerndes Einkommen von durchschnittlich 148 000 Euro.


dpa