Mikronährstoffe

Vitamin-D-Mangel kann auch an den Genen liegen

21.06.2010, 06:55 Uhr


Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass genetische Faktoren die Versorgung des Organismus mit Vitamin D beeinflussen können. Die Erkenntnis könnte zur Identifikation von Personen mit

Vitamin D ist von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung der Gesundheit. Bestimmungsgrößen für zirkulierende Vitamin-D-Konzentrationen umfassen derzeit die Sonnenexposition und die Ernährung. Frühere Studien haben jedoch gezeigt, dass es eine familiäre Häufung von niedrigen Vitamin-D-Konzentrationen gibt, was darauf hindeutet, dass genetische Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen könnten. In der aktuell vorliegenden Studie versuchten die Autoren, diese Vermutung zu konkretisieren und allgemeine genetische Varianten zu identifizieren, die Vitamin-D-Konzentrationen und das Risiko eines Mangels beeinflussen können. Sie untersuchten mittels einer genomweiten Assoziationsstudie fast 34.000 hellhäutige Personen europäischer Herkunft aus 15 Studien. Ein Vitamin-D-Mangel lag per Definition vor, wenn die Konzentrationen unter 75 nmol/l lagen.

Variationen an drei genetischen Orten oder Loci waren signifikant mit Vitamin-D-Konzentrationen verknüpft. Diese Loci liegen in der Nähe von Genen, die an der Cholesterin-Synthese, dem Vitamin-D-Metabolismus und dem Transport des Vitamins beteiligt sind. Die Teilnehmer mit einem Genotyp-Treffer (Kombination aller drei bestätigten Varianten) im höchsten Quartil hatten gegenüber jenen aus dem niedrigsten Quartil ein 2,5-fach höheres Risiko, dass ihre Vitamin-D-Konzentrationen unter 75 nmol/l liegen.

Die Autoren folgern: "Unsere Ergebnisse legen fest, dass allgemeine genetische Varianten in der Regulation der zirkulierenden Vitamin-D-Konzentrationen eine Rolle spielen. Das Vorliegen gefährdender Allele an den drei bestätigten Loci konnte das Risiko einer Vitamin-D-Insuffizienz mehr als verdoppeln. Diese Ergebnisse verbessern unser Verständnis der Vitamin-D-Regulation und könnten zur Identifikation einer Untergruppe der hellhäutigen Bevölkerung beitragen, die das größte Risiko eines Vitamin-D-Mangels trägt und die zusätzliche Dosen der Ergänzung benötigt."

In einem Begleitkommentar stellt Dr. Roger Bouillon von der Katholieke Universiteit Leuven in Belgien fest: "Die aktuellen Resultate erklären nur zum Teil die große Variabilität des Vitamin-D-Status. Nicht bekannt ist auch, ob diese genetisch begründeten Variationen gesundheitliche Ergebnisparameter bei Vitamin-D-Mangel modifizieren. Der Kampf gegen die Vitamin-D-Insuffizienz wird daher von diesen neuen Ergebnissen wahrscheinlich nicht verändert. Wir benötigen zusätzliche Studien, um die der Pandemie des Vitamin-D-Mangels zugrunde liegenden Mechanismen zu erklären, und vor allem benötigen wir eine Strategie, um diese ernsthafte weltweite Mangelerkrankung zu beseitigen."

Quelle: Wang, T. J. et al.: Lancet, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/S0140-6736(10)60588-0


Dr. Beatrice Rall