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Ofatumumab gegen Leukämie

08.06.2010, 10:36 Uhr


Ofatumumab (Arzerra®) ist ein monoklonaler Antikörper gegen das Protein CD20. Er ist angezeigt für die Behandlung von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL), die

Bei der chronischen lymphatischen Leukämie kommt es zur übermäßigen Vermehrung von B-Zellen. Die CLL ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen und tritt vor allem bei Personen über 50 Jahren auf. Ofatumumab greift am Oberflächenantigen CD20 der B-Zellen an und fördert die Zerstörung der Leukämiezellen durch das körpereigene Komplementsystem. Ofatumumab bindet spezifisch an ein bestimmtes Epitop, das beide extrazelluläre Schleifen des CD20-Moleküls, die kleine und die große, umfasst. Als Folge der Bindung zerstört das körpereigene Komplementsystem die bösartigen Zellen. Die Bindungsstelle unterscheidet sich von der des anderen derzeit verfügbaren CD20-Antikörpers Rituximab, und Ofatumumab soll zu einer stärkeren Aktivierung des Immunsystems führen. Der neue Antikörper war in einzelnen Zelllinien auch gegen Zellen wirksam, die gegen Rituximab resistent waren.

Die empfohlene Dosis beträgt 300 mg Ofatumumab für die erste Infusion und 2.000 mg Ofatumumab für alle nachfolgenden Infusionen. Das Infusionsschema beinhaltet acht aufeinander folgende Infusionen im wöchentlichen Abstand, vier bis fünf Wochen später gefolgt von vier weiteren Infusionen in monatlichen Abständen. Wegen der Gefahr von Infusionsreaktionen sollte die Infusion mit einer genau vorgeschriebenen Geschwindigkeit erfolgen.

Im Rahmen der Zulassung führte die Monotherapie mit Ofatumumab bei 154 Patienten, die nicht oder nur kurzfristig auf Fludarabin und Alemtuzumab reagierten, zu einer Ansprechrate von 58% und einer medianen Gesamtüberlebenszeit von 13,7 Monaten. Die mediane progressionsfreie Überlebenszeit lag bei 5,7 Monaten. Sehr häufige Nebenwirkungen, die bei mindestens 10% der Patienten auftraten, waren Infektionen der Atemwege, Anämie, Neutropenie und Hautausschläge. Infusionsreaktionen können zu einer vorübergehenden Unterbrechung oder zum Abbruch der Behandlung führen. Dazu gehören anaphylaktische oder kardiale Ereignisse, Schüttelfrost, Zytokin-Freisetzungs-Syndrom, Schmerzen, Fieber, Hautausschlag und Nesselsucht. Diese Reaktionen treten vor allem zu Beginn der Therapie auf und werden in der Regel bei den nachfolgenden Infusionen schwächer. Sie können durch eine entsprechende Prämedikation abgemildert werden.

Da Ofatumumab die Immunabwehr unterdrückt, kann es vermehrt zu Infektionen kommen, die teilweise schwer verlaufen können. Da die Wirkung von Lebend- oder inaktivierten Impfstoffen durch Ofatumumab beeinträchtigt sein kann, ist die gleichzeitige Gabe zu vermeiden. Das CD20-Molekül ist bei den meisten bösartigen B-Zell-Erkrankungen vorhanden. Ofatumumab wird daher auch für die Behandlung weiterer Krebsarten untersucht, unter anderem der nicht vorbehandelten und der rezidivierten CLL, des follikulären Non-Hodgkin-Lymphoms und des diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms. Darüber hinaus wird der Einsatz bei rheumatoider Arthritis und der schubförmig remittierenden multiplen Sklerose geprüft.

Quelle: Fachinformation zu Arzerra®, Stand April 2010.


Dr. Bettina Hellwig