Krebsforschung

Der Weg zum individuellen Tumorimpfstoff

Heidelberg - 21.05.2010, 10:30 Uhr


Mit einem neuen biochemischen Verfahren können Heidelberger Wissenschaftler nun für den einzelnen Tumorpatienten klären, gegen welche typischen Merkmale der Krebszellen sich

Bei Immuntherapien setzt man auf personalisierte Ansätze: Dem Patienten werden Abwehrzellen entnommen und in der Kulturschale mit ihren jeweils "passenden" als Antigen wirkenden Tumorproteinen gegen den Krebs aktiviert. Anschließend werden die aktivierten Zellen dem Patienten wieder gespritzt, um den Kampf gegen Tumorzellen effektiver aufnehmen zu können.

Dazu muss zunächst bekannt sein, gegen welche Proteinmerkmale des Tumors die Abwehrzellen des einzelnen Patienten gerichtet sind. Um das herauszufinden, erprobten Wissenschaftler aus der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum eine neue Methode. Durch die Kombination zweier chromatographischer Verfahren trennten die Forscher zunächst das gesamte Proteingemisch aus einer Gewebeprobe des Tumors in Einzelkomponenten auf.

Anschließend wurden die einzelnen Proteinkomponenten in der Kulturschale daraufhin untersucht, ob sie aus dem Blut gewonnene Abwehrzellen des Patienten aktivieren können.

Mit dem neuen Verfahren identifizierten die Heidelberger Wissenschaftler in einem bösartigen Hirntumor mehrere Proteine, die bisher noch nicht als Tumorantigene bekannt waren, als mögliche Ziele einer Immunantwort gegen den Krebs. Vier von zehn weiteren untersuchten Astrozytom-Patienten hatten ebenfalls Immunzellen gegen die neu entdeckten Tumorantigene.

Überraschend für die Forscher war, dass zwei der neu entdeckten Antigene nicht nur von den Hirntumorzellen selbst gebildet werden, sondern auch vom so genannten Tumor-Stroma, dem Gewebe, das den Tumor umgibt und das mit den Krebszellen in enger Wechselwirkung steht. Der Krebs kann in den Stromazellen die Bildung bestimmter Proteine auslösen. Der Tumor ist von seiner Umgebung abhängig. Wird das Stroma getroffen, geht auch der Krebs zugrunde – ein ganz neuer Ansatz in der Krebstherapie.

Für das neue Protein-Trennverfahren sind zahlreiche Einsatzmöglichkeiten denkbar. Es ist schneller und kostengünstiger als bereits verfügbare Methoden und isoliert im selben Testdurchgang auch die Antigene des Tumor-Stromas. Wichtig für den klinischen Einsatz ist auch, dass es Tumorantigene für die verschiedenen Klassen von Immunzellen zutage fördert.

Quelle: Beckhove, P. et al.: J. Clin. Invest., Online-Veröffentlichung: DOI:10.1172/JCI37646.


Dr. Bettina Hellwig


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