Nanotechnologie

Socken und Sonnencreme mit unbekannten Risiken

13.04.2010, 10:04 Uhr


Die französische Agentur für die gesundheitliche Sicherheit in der Umwelt und am Arbeitsplatz (Affset) hat am 24. März 2010 die Ergebnisse einer Studie zur Bewertung der mit

Im Rahmen dieser Studie wurden einige hundert Konsumgüter untersucht, die Nanopartikel enthalten, darunter Produkte des täglichen Bedarfs, wie Textilien, Kosmetika, Lebensmittel, Sportartikel oder Baumaterialien. Zur Erarbeitung einer neuen Methode zur Einschätzung von Gesundheitsrisiken hat sich die Agentur dabei auf die nachfolgenden vier Produkte konzentriert.

  • Antibakterielle Socken enthalten in den Textilfasern Silber-Nanopartikel, um schlechte Gerüche zu vermeiden. Diese Partikel können "oxidativen Stress" verursachen, was zu einer Schädigung der Zellen führen kann. Beim Waschen dieser Socken gelangen Silber-Nanopartikel in die Gewässer und könnten dort für Tiere schädlich sein.
  • Selbstreinigender Zement enthält Nano-Titandioxid, wodurch der Zement organische Ablagerungen abbauen kann. Bei Ratten führte eine hohe Konzentration dieser Verbindungen zur Bildung von Krebszellen und zu Lungenentzündungen. Die Auswirkungen auf die Umwelt, zum Beispiel durch die Freisetzung von Titandioxid bei der Nutzung von Gebäuden, sind derzeit noch weitgehend unbekannt.
  • Auch Sonnencremes enthalten Titandioxid-Nanopartikel als Filtermittel für die UV-Strahlung. Die Hersteller haben immer wieder beteuert, dass Sonnencremes die Hautschicht nicht durchdringen. Die französische Agentur für die gesundheitliche Sicherheit in der Umwelt und am Arbeitsplatz (Affset) konnte jedoch durch jüngste Studien belegen, dass die Titandioxid-Nanopartikel auch in die tieferen Schichten der Epidermis eindringen. Die Abgabe an die Umwelt wird für Frankreich auf 230 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt.
  • Puderzucker und Tafelsalz können Nano-Siliciumdioxid enthalten, um die Verklumpung der Kristalle zu verhindern. Eventuelle Gefahren für die Gesundheit des Menschen und für die Ökosysteme sind derzeit nicht bekannt.

Zur Vorsorge empfiehlt Affset mehrere Maßnahmen. Dazu gehören die Absicherung der Rückverfolgbarkeit von Nanomaterialien über die Verpflichtung der Industrie zur Anzeigepflicht sowie eine klare Etikettierung, auf der das Vorhandensein von Nanomaterialien in den Produkten und deren mögliche Freisetzung bei der Benutzung vermerkt sein müssen. Außerdem wird ein Anwendungsverbot für Nanomaterialien gefordert, bei denen die Gefährdung höher eingestuft wird als der Nutzen.

Ein weiteres Ziel der Afsset ist die Erarbeitung einer neuen Methode zur Bewertung der Risiken von Nanomaterialien für die Gesundheit. Die französische Agentur für die gesundheitliche Sicherheit in der Umwelt und am Arbeitsplatz empfiehlt ebenfalls eine Normung der Eigenschaften von Nanomaterialien, wobei der Schwerpunkt auf der Untersuchung der Toxikologie, der Ökotoxikologie und der Messung der Exposition liegen sollte. Vor diesem Hintergrund koordiniert die Afsset das auf drei Jahre angelegte europäische Programm "Nanogenotox", dessen Ziel darin besteht, die toxische Wirkung von 14 Nanomaterialien auf die Gene und die DNA zu untersuchen. Bei diesem Projekt arbeiten 18 Einrichtungen aus 13 Ländern zusammen, unter anderem auch Frankreich und Deutschland.

Quelle:

Pressemitteilung der wissenschaftlichen Abteilung der französischen Botschaft, Berlin, 1. April 2010.


Dr. Bettina Hellwig