DMSG

Orale MS-Therapie "viel versprechend"

02.04.2010, 07:00 Uhr


Cladribin und Fingolimod sind nach Einschätzung des ärztlichen Beirats der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) zur oralen Behandlung der Multiplen Sklerose (MS)

Cladribin und Fingolimod reduzieren über verschiedene Wirkungsmechanismen die Anzahl von T- und B-Lymphozyten im Gehirn. Hierdurch treten weniger Läsionen und Krankheitsschübe auf. Cladribin (entwickelt von Merck Serono) und Fingolimod (entwickelt von Novartis) wurden unabhängig voneinander in großen placebokontrollierten Studien weltweit über jeweils zwei Jahre untersucht. Darin wurden zwei Dosen von Cladribin in mehreren Zyklen sowie zwei Dosen von Fingolimod kontinuierlich täglich eingenommen. In beiden Studien wurde die Schubrate um mehr als die Hälfte reduziert. In der dritten Studie wurde Fingolimod gegenüber intramuskulärem Interferon beta-1a (Avonex, biogenidec) über zwölf Monate getestet und senkte die Schubrate besser als dieses. Insgesamt waren die neuen Substanzen gut verträglich.

Bei einer Zulassung der Präparate, die in den nächsten zwölf Monaten zu erwarten ist, müssen jedoch weitere umfangreiche Erkenntnisse zur Sicherheit vorgelegt werden. Entsprechende Zulassungsanträge wurden sowohl für Cladribin als auch für Fingolimod bei den Behörden in Europa und den USA eingereicht.

Nach der Zulassung wird ein intensives Überwachungsprogramm nötig sein, um mögliche seltene schwerwiegende Nebenwirkungen rechtzeitig zu erfassen. Dann wird sich auch zeigen, ob die unterschiedliche Steuerbarkeit (lang anhaltender – über zwölf Monate nicht mehr steuerbarer Effekt von Cladribin gegenüber der deutlich kürzeren Wirksamkeit von Fingolimod) von Bedeutung ist.

Noch ist unklar, inwieweit ein breiter Einsatz dieser angenehmer anzuwendenden oralen Medikamente zu rechtfertigen ist und welchen Stellenwert sie gegenüber den derzeit in der Basistherapie etablierten Injektionstherapeutika (Beta-Interferone und Glatirameracetat) einnehmen werden.

Quelle:

Stellungnahme des Ärztlichen Beirates der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), Bundesverband e.V. zum Thema: Drei abgeschlossene Therapiestudien mit Medikamenten in Tablettenform zur Behandlung der schubförmigen MS, Hannover, 10. März 2010.


Dr. Bettina Hellwig


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