Mikrobiologie

Bakteriengemeinschaft in der Nase

Braunschweig/ Münster - 26.03.2010, 06:54 Uhr


Der Keim Staphylococcus aureus lebt bei fast einem Drittel aller Menschen in der Nase, meist ohne Probleme. Er kann jedoch auch Hautinfektionen, Muskelerkrankungen oder

Dazu erforschten sie, welche Bakterien in der Nase vorkommen, und ob es Unterschiede zwischen Trägern von S. aureus gibt und Menschen, die den Keim nicht haben. Dabei fanden sie ein breites Spektrum verschiedener Bakterienarten, darunter auch solche, die vermehrt bei Nicht-Trägern vorkommen. Über die komplexe Zusammensetzung von bakteriellen Gemeinschaften auf dem menschlichen Körper ist bisher nur wenig bekannt. Um Infektionen wie beispielsweise S. aureus zu bekämpfen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Bakterien miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen.

Die Forscher analysierten Abstriche aus Nasen von 40 zufällig ausgewählten Personen. Dabei interessierte sie vor allem, welche Bakterien in deren Nase leben. Um dies herauszufinden, nutzten sie kultivierungsunabhängige Methoden, die nicht nur die genaue Untersuchung einer großen Probenmenge erlauben, sondern auch von Bakterien, die sich im Labor nur schlecht oder überhaupt nicht züchten lassen. Dazu analysierten sie ein Gen, das in allen Organismen vorkommt, dort nahezu identisch aufgebaut ist und die gleiche Funktion besitzt. Bestimmte Abschnitte in diesem Gen unterscheiden sich jedoch von Art zu Art. Mithilfe dieser variablen Bereiche konnten die Forscher bestimmen, um welche Bakterien es sich handelte. Dabei waren viele bisher noch nicht als Partner des Menschen bekannt. Zudem fanden die Wissenschaftler viele Arten, die ganz ohne Sauerstoff leben.

Anschließend analysierten sie, wie sich die Bakterien gegenseitig beeinflussen, welche Bakterienarten häufig zusammen auftreten und welche Keime sich ausschließen. So fanden sie beispielsweise keine S. aureus-Bakterien, wenn Bakterien der Gattung Finegoldia in der Nase nachweisbar waren. Das bedeute natürlich nicht, dass zum Entfernen von S. aureus Finegoldia-Bakterien inhaliert werden sollen, da auch diese Infektionen hervorrufen können, so die Wissenschaftler. Die Ergebnisse seien vielmehr wichtig, um zu verstehen, wie Bakterien den menschlichen Körper als Lebensraum besiedeln und sich gegenseitig beeinflussen. Daraus könnten in Zukunft Strategien zur Bekämpfung von S. aureus-Infektionen entwickelt werden.

Quelle: Wos-Oxley ML, et al. The ISME Journal, DOI:10.1038/ismej.2010.15


Dr. Bettina Hellwig