Aufbau von Geweben

Von Tumoren lernen

Bremen - 15.03.2010, 07:00 Uhr


Wissenschaftler aus Bremen und Hannover beschreiben Wachstumsmechanismen sehr häufiger Tumoren, deren Kenntnis zukünftig auch für den Wiederaufbau von

Bei gutartigen Tumoren verfügen die Zellen zwar oft über ein hohes Wachstumspotenzial, ihnen fehlt aber die Fähigkeit zur Zerstörung von Geweben und Organen durch aggressives Wachstum und Bildung von Tochtergeschwülsten. Gelingt es, die Mechanismen der Entwicklung solcher Tumoren zu ergründen, lassen sich die Erkenntnisse möglicherweise auch zur Regeneration von Gewebe einsetzen, so die Überlegung.

Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist den Wissenschaftler-Teams aus Bremen und Hannover jetzt gelungen. Bei gutartigen Schilddrüsentumoren finden sich häufig Veränderungen des Chromosoms 19, ohne dass bisher klar war, was genau diese Veränderungen bewirkt. Jetzt wurde dieser Zusammenhang aufgeklärt: Es wird gleich eine ganze Gruppe von Genen aktiviert, die sonst fast nur in der Embryonal- und Fetalentwicklung wichtig sind. Interessanterweise handelt es sich dabei nicht um Gene im klassischen Sinne. Nach den Bauanleitungen der untersuchten Gengruppe werden sogenannte Mikro-RNAs gebildet, das sind kleine Nukleinsäuremoleküle, die den Prozess der Umsetzung anderer Gene in Proteine steuern können. Bei den Schilddrüsentumoren führt das "Überangebot" dieser Mikro-RNAs in den Schilddrüsenzellen Erwachsener zu einer gestörten Balance zwischen Zellauf- und -abbau mit dem Ergebnis, dass ein gutartiger Tumor entsteht.

In Zukunft, so die Hoffnung der Wissenschaftler, wird sich das Potenzial dieser ungewöhnlichen Gene auch einsetzen lassen, um gezielt Gewebe wiederaufzubauen.

Die neuen Ergebnisse werden jetzt der neuesten Ausgabe der renommierten Online-Zeitschrift PlosOne veröffentlicht.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Bremen, 3. März 2010.


Dr. Bettina Hellwig