Krankenkassenfinanzierung

Ärztepräsident Hoppe: GKV benötigt deutlich mehr Geld

Berlin - 15.03.2010, 17:30 Uhr


Zur Vermeidung einer Einschränkung der Behandlungsqualität von Patienten und der Therapiefreiheit von Ärzten muss nach Auffassung des Präsidenten der Bundesärztekammer Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe deutlich mehr Geld

Nach Angaben Hoppes stehen derzeit aber nur 6,45 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die GKV zur Verfügung – eine Differenz von knapp 40 Milliarden Euro. Im internationalen Vergleich sei Deutschland bei der Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen vom dritten auf den zehnten Platz abgerutscht. Hoppe: „Das sagt alles über die Dramatik der Unterfinanzierung.“

Aufgrund der „chronischen“ Unterfinanzierung habe sich bereits auf vielfältige Weise eine „heimliche Rationierung“ bei der Behandlung von Kassenpatienten entwickelt. Als Beispiel nannte Hoppe im DAZ.online-Interview, dass die Versorgung mit Arzneimitteln in den Arztpraxen längst nicht mehr für alle Patienten gleichmäßig erfolge. Im Krankenhaus zeige sich die Rationierung im Personalabbau. „So kann es auf Dauer nicht weitergehen“, sagte Hoppe.

Weil in Deutschland eine „harte, offene Rationierung nicht gewollt ist“, schlägt der Ärztekammerpräsident eine „Priorisierung“ in der medizinischen Versorgung, die Bildung einer „Rangfolge für Behandlungsmethoden und Behandlungsziele“ vor. Ein „Gesundheitsrat“ aus Ärzten, Epidemiologen, Ethikern, Juristen, Theologen und Patientenvertretern solle dafür Vorschläge erarbeiten, forderte Hoppe. Der Einsatz „teurerer Therapien muss dann im Einzelfall sorgfältig begründet werden“, so Hoppe über die Folgen für die Patienten. Wünschten Patienten über die festgelegten Therapien hinausgehende Behandlungsformen, „dann müsste der Patient aus der eigenen Tasche die Kostendifferenz zuzahlen.“

Das vollständige Interview mit Ärztekammerpräsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) am kommenden Donnerstag.


Lothar Klein