Olympiade

„Saubere Spiele“ in Vancouver?

Vancouver - 03.03.2010, 08:04 Uhr


Das Internationale Olympische Komitee freut sich über die „sauberen“ Olympischen Winterspiele in Vancouver. Keine von etwa 2000 Doping-Kontrollen war positiv. Manche Experten

Thomas Bach, Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, hat die Olympischen Winterspiele in Vancouver in einem Interview der ARD als „grandiosen Erfolg" gewertet. Dass die Spiele ohne Dopingfall geblieben sind, ist für ihn „ein gutes Zeichen, weil es zeigt, dass die Abschreckung wirkt. Bei denen, die mit dem Gedanken (zu dopen) gespielt haben, haben wir die Hemmschwelle sicher deutlich nach oben gelegt, da wir die Proben acht Jahre einfrieren." Die Aufbewahrung der Proben soll es ermöglichen, ein eventuelles Doping mit analytischen Methoden, die jetzt noch nicht zur Verfügung stehen, nachträglich nachweisen. Das Urteil, dass die Spiele von Vancouver „sauber“ waren, gilt also nur unter Vorbehalt.

Andere Experten sind noch skeptischer. Der Arzt und Anti-Doping-Experte Klaus Pöttgen, der 1999 Weltmeister im Triathlon war und als Mannschaftsbetreuer einen intimen Einblick in die Welt der Hochleistungssportler hat, sagte lakonisch: „Wer sich bei Olympischen Spielen erwischen lässt, dopt ungeschickt.“ Mögliche Manipulationen, mit denen gedopte Sportler ein positives Kontrollergebnis verhindern können, sieht Pöttgen beispielsweise beim Blutdoping; auch die verbotene Einnahme des Wachstumsfaktors IGF-1, die bisher nur selten nachgewiesen wurde, werde vermutlich häufiger praktiziert.

Der Sportreporter Anno Hecker spöttelte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die angeblich saubere Winterolympiade: „Der pharmazeutische Mehrkampf soll diesmal ausgeblieben sein.“


Dr. Wolfgang Caesar