Ärztemangel

Koalition diskutiert über Numerus clausus

Berlin - 22.02.2010, 12:49 Uhr


Angesichts des drohenden Ärztemangels wird in der schwarz-gelben Koalition über gelockerte Zugangsbeschränkungen für das Medizinstudium nachgedacht. „Es wird Zeit, dass

Flach schlug vor, mit den Bundesländern und möglicherweise auch mit Universitäten über gelockerte Zugangsmöglichkeiten zu verhandeln. Sie wolle den Numerus clausus nicht abschaffen, aber mindestens lockern, sagte die FDP-Politikerin. Dem Bericht zufolge erhalten derzeit aufgrund der großen Nachfrage Abiturienten in der Regel nur dann ohne Probleme eine Zulassung für das Medizinstudium, wenn sie im Abschlusszeugnis einen Notendurchschnitt von 1,4 oder besser haben. Im Wintersemester 2009/2010 seien mehr als vier Bewerber auf jeden der rund 8500 Studienplätze für Medizin gekommen.

In den vergangenen Tagen hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund vor einem drastischen Medizinermangel an Krankenhäusern gewarnt. Sie begründete dies allerdings nicht mit den Zugangsbeschränkungen für das Medizinstudium, sondern mit den aus ihrer Sicht unattraktiven Arbeitsbedingungen für Ärzte. „Ohne bessere Arbeitsbedingungen wird sich die Zahl unbesetzter Arztstellen von 5000 in den nächsten vier Jahren auf 10 000 verdoppeln“, sagte der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, der „Bild“-Zeitung.

Am Wochenende rief Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) die Kliniken auf, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. „Ich setze hier auf die richtigen Anreize und die Kreativität der jeweiligen Krankenhaus-Leitung. Sie muss für flexible und familienfreundliche Arbeitsbedingungen sorgen“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg Dietrich Hoppe, forderte eine Aufstockung der Gesundheitsausgaben um 18 Milliarden Euro jährlich. „Langfristig müssen wir auf etwa acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts, also etwa 18 Milliarden Euro mehr, kommen, um unser derzeitiges Niveau der Gesundheitsversorgung sichern zu können“, sagte er der „Rheinischen Post“ (22. Februar). „Wenn sich an der derzeitigen Finanzierung des Systems nichts ändert, wird es zu Leistungseinschränkungen kommen“, warnte Hoppe.


dpa