Stammzellforschung

Induzierte pluripotente Zellen verbessern die Therapie

Davos - 12.02.2010, 06:55 Uhr


Induzierte pluripotente Zellen, so genannte iPS-Zellen, lassen sich in vitro zu schlagenden Herzzellen ausdifferenzieren. Prof. Dr. Thomas Eschenhagen zeigte auf dem diesjährigen Pharmacon in

Der Traum, dass sich zerstörtes Herzgewebe nach einem Infarkt wieder herstellen lässt, hat sich bis heute nicht erfüllt. Zwar wurden in den letzten Jahren immer wieder Berichte veröffentlicht, nach denen es gelungen sein soll, tierisches oder menschliches Herzgewebe mit Hilfe von Stammzellen zu regenerieren. Nach Aussagen von Eschenhagen basieren jedoch alle bisher veröffentlichten Erfolgsmeldungen lediglich auf einzelnen Berichten, die dann in späteren Untersuchungen nicht nachvollzogen werden konnten. So konnte bisher nicht schlüssig gezeigt werden, dass Regenerationsvorgänge tatsächlich stattfinden, und bisher konnten weder Stammzellen aus dem Knochenmark noch embryonale Stammzellen Herzmuskelgewebe nachweisbar in relevantem Ausmaß regenerieren, so Eschenhagen.

Deshalb sei eine derartige Therapie zum jetzigen Zeitpunkt nicht Erfolg versprechend, und die Stammzelltherapie bei Herzinfarkt befindet sich nicht in einem Stadium für eine routinemäßige Anwendung. Dennoch wird die Frage weiterhin untersucht, ob eine Regeneration von Herzmuskelzellen möglich ist und ob sie sich therapeutisch fördern lässt.

Näher an der praktischen Anwendung sind Methoden des Tissue engineering, mit denen neue Herzmuskelzellen außerhalb des Körpers kultiviert werden. Diese können dann zum Beispiel dem geschädigten Herzmuskel implantiert werden und seine Funktion unterstützen, was im Tierversuch bereits erfolgreich war.

Eschenhagen stellte ein Modell vor, mit dem es in Zukunft möglich sein könnte, an kultivierten Zellen eines Patienten beispielsweise geeignete Therapiemöglichkeiten auszutesten. Derartige Herzmuskelzellen könnten sich auch für Arzneimitteltests eignen, zum Beispiel bei der Prüfung auf mögliche arrhythmogene Wirkungen. Dazu werden so genannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) verwendet, die laut Eschenhagen "neue Dimensionen in der Zellforschung" eröffnen. Diese Zellen werden nicht aus embryonalen Stammzellen gewonnen. Bei der neuen Methode werden autologe Stammzellen verwendet. Dazu wird dem Patienten Gewebe entnommen, zum Beispiel ein Stück aus der Haut. In den vergangenen Jahren wurden mehrere so genannte Reprogrammierungsfaktoren entdeckt, die diese Zellen umprogrammieren und eine Pluripotenz induzieren können. Dabei werden in den Zellen zentrale, ruhende Entwicklungsgene aktiviert, so dass sie in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt werden. Damit erlangen sie die Eigenschaften von Stammzellen und können sich weiter ausdifferenzieren, zum Beispiel zu Herzmuskelzellen. Diese Zellen bilden zum Beispiel neues Herzmuskelgewebe, das spontan schlägt, und können für zahlreiche Anwendungen in Forschung und Therapie eingesetzt werden.

Quelle: Prof. Dr. Thomas Eschenhagen, Hamburg, Pharmacon Davos, 10. Februar 2010.


Dr. Bettina Hellwig