Neurologie

Sauerstoff hilft gegen Cluster-Kopfschmerz

München - 08.02.2010, 10:30 Uhr


Cluster-Kopfschmerzen sind zwar vergleichsweise selten - schätzungsweise jeder Hundertste bis Tausendste leidet darunter - die Patienten erleben sie jedoch als extrem qualvoll. In

Typisch für Cluster-Kopfschmerzen ist, dass die Attacken anfallsartig auftreten, immer auf derselben Seite des Kopfes und dort hinter dem Auge, in der Schläfe oder der Stirn wüten. Seinen Namen hat dieser spezielle Kopfschmerz-Typ daher, dass die Qualen in einem regelmäßigen Rhythmus gehäuft wiederkehren - zum Teil täglich -, mitunter sogar jeweils zur gleichen Tageszeit, und zwischen 15 Minuten und drei Stunden anhalten. Behandelt wird das Leiden vor allem mit Triptanen.

Seit mehr als 40 Jahren wird in allen Lehrbüchern der Neurologie und Schmerztherapie die Inhalation von reinem Sauerstoff bei Cluster-Attacken empfohlen. Jetzt wurde in einer wissenschaftlichen Studie die Wirksamkeit dieses Ansatzes gezeigt. In der Studie unterrichteten die Neurologen die Teilnehmer im Gebrauch von Atemmasken und gaben ihnen jeweils zwei Behälter mit nach Hause. In einem der Behälter war reiner Sauerstoff, im anderen normale Atemluft. Die Patienten sollten die beiden Behälter jeweils bei vier aufeinander folgenden Attacken abwechselnd benutzen. Dabei sollten sie notieren, ob sie nach 15 beziehungsweise 30 Minuten schmerzfrei waren und abschätzen, wie sehr sich die Schmerzen in der ersten Stunde verringerten. Mit 78 gegenüber 20 Prozent erwies sich der Sauerstoff in punkto "Schmerzfreiheit nach 15 Minuten" als eindeutig überlegen und auch nach einer halben Stunde betrug das Verhältnis 72 zu 24 Prozent zugunsten der Sauerstofftherapie. Während mehr als die Hälfte der Patienten bei einer Luftbehandlung auf zusätzliche Medikamente zurückgreifen mussten, war es mit Sauerstoff nur etwa ein Viertel.

In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie ist die Sauerstofftherapie bereits enthalten. Mit der jetzt veröffentlichten Studie dürfte sich deren Akzeptanz und Verbreitung in der Praxis aber weiter verbessern. Der Vorteil der Sauerstofftherapie ist, dass sie keine Nebenwirkungen hat, leicht mit anderen Behandlungen zu kombinieren ist und mehrmals täglich angewendet werden kann.

Literatur: Cohen, A. S., et al.: J. Am. Med. Assoc. 2009;302(22):2451-7


Dr. Bettina Hellwig