Atherosklerose

Wirkstoffe gegen die Plaques

Aachen - 05.02.2010, 07:00 Uhr


Ein Molekül des menschlichen Immunsystems, CD40L, könnte der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie der Atherosklerose sein. Hemmt man das Molekül, so wird nicht nur das Wachstum der Plaque unterdrückt

Bei der Atherosklerose lagern sich Gewebeschichten, die Plaques, an der Innenwand von Blutgefäßen ab und sammeln sich dort. Diese Ablagerungen sind schon bei Säuglingen zu beobachten. Besonders gefährlich werden die Plaquestücke, wenn sie plötzlich aufbrechen und die Arterie durch Thrombusbildung auf der bestehenden Plaque verschließen. Verschließt das Plaquegerinnsel Arterien, die unmittelbar zum Herz oder Gehirn führen, drohen Infarkt oder Schlaganfall.

Ein Molekül des menschlichen Immunsystems könnte der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie des atherosklerotischen Geschehens sein. Hemmt man das Molekül CD40L, so wird nicht nur das Wachstum der Plaque unterdrückt, sondern auch die Entzündung, die dazu führt, dass Plaquestücke herausbrechen und Arterien verschließen. Das Molekül ist außerdem für die Immunabwehr des menschlichen Körpers wichtig. Eine Therapie gegen Atherosklerose sollte das Molekül zwar davon abhalten, das Wachstum der Plaque und eine Entzündungsbildung zu forcieren, andererseits aber nicht davon, die Immunabwehr zu unterstützen. Folglich soll nur das Plaquegewebe gegen CD40L unempfindlich gemacht werden, so dass das Molekül in anderen Zellen ungehemmt seine wichtige Funktion entfalten kann.

Bei der Untersuchung menschlichen Gefäßmaterials und vor allem unter Zuhilfenahme von genetisch veränderten Mäusen, konnte jetzt eine Aachener Forscherin im direkten Vergleich von symptomatischen mit nicht-symptomatischen, stabilen Plaques feststellen, dass es ein spezifisches Übermittlungssignal gibt, das erst dem Molekül CD40L den Weg bereitet, Wachstum und Aufbrechen der Plaque zu ermöglichen. Dieses Übermittlungssignal ist das Rezeptor-Adapterprotein TRAF6. Der Nachweis der Verbindung CD40-TRAF6 im Blutserum anhand eines Tests würde einen großen Schritt in der Diagnostik von Herz- und Gefäßerkrankungen darstellen. Das nächste Ziel ist nun die Entwicklung eines Medikaments, das die Verbindung CD40-TRAF6 unterdrückt, gleichzeitig aber die wichtige Immunabwehrfunktion des Moleküls CD40 aufrechterhält. Diese Forschungsergebnisse könnten zur Entwicklung eines Arzneimittels zur Behandlung von Atherosklerose beitragen.

Quelle: Lutgens, E. et al.: J. Exp. Med. 2010, Online-Veröffentlichung vom 25. Januar 2010.

 


Dr. Bettina Hellwig