Pharmaindustrie

Boehringer Ingelheim setzt auf Innovationen

03.02.2010, 17:15 Uhr


Boehringer Ingelheim ist unter den 20 größten Pharmafirmen der Welt das einzige Familienunternehmen. Nach einem vorhersehbaren Einbruch in diesem Jahr, will der Konzern ab 2011 wieder

Wie Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte, sind die absehbaren Patentabläufe von zwei wichtigen Medikamenten in den USA der Hauptgrund für die derzeit etwas schwierige wirtschaftliche Lage. Der Konzern werde jedoch seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung nicht kürzen, sondern die Markteinführung neuer Präparate vorantreiben. Boehringer Ingelheim habe fünf aussichtsreiche Medikamente in der Pipeline. Für den oralen Thrombininhibitor Dabigatran (Pradexa®), der bereits seit April 2008 europaweit zur Prävention venöser Thrombembolien nach chirurgischem Gelenkersatz zugelassen ist, strebt das Unternehmen für Ende 2010 oder spätestens 2011 eine Erweiterung der Zulassung zur Schlaganfall-Prävention an. Analysten halten danach einen Jahresumsatz von über 2 Milliarden Euro mit diesem Präparat für möglich.

Weitere Medikamente in der Pipeline, die Barner nicht explizit nannte, sind der DPP-4-Hemmer Linagliptin gegen Diabetes, die Krebsmedikamente BIBF 1120 (Vargatef™) und BIBF 2992 (Tovok™) sowie Flibanserin zur Steigerung der Libido von Frauen. Barner freut sich, dass das private Unternehmen während seiner „Durststrecke“ nicht dem Druck von Aktionären ausgesetzt ist: „Deshalb sind wir vielleicht auch eher als andere in der Lage, Forschung auf so hohem Niveau zu halten.“

Obwohl Boehringer Ingelheim nur sechs Prozent seines Umsatzes in Deutschland macht, tätigt das Unternehmen hier gut 50 Prozent seiner Investitionen und zahlt hier einen eben so großen Anteil seiner Steuern. In den USA will der Konzern 800 Stellen abbauen, dagegen soll es in Deutschland eine Neuverteilung von Arbeitsplätzen geben, das heißt, dass gestrichene Stellen und neue Stellen sich die Waage halten; davon werden etwa 1800 Mitarbeiter betroffen sein.

Barner plädierte dafür, die Ausgaben für Arzneimittel im Rahmen der gesamten Therapiekosten zu bewerten, denn durch manche Pharmakotherapie lassen sich Krankenhaus- und Pflegekosten reduzieren. Zudem sei der volkswirtschaftliche Nutzen zu berücksichtigen, wenn ein Medikament dazu beiträgt, Arbeitsfehlzeiten zu verringern.

Zum Weiterlesen:

Thromboseprophylaxe: Neues orales Antikoagulans auf dem Prüfstand

Diabetes Typ 2: Neuer DPP-4-Inhibitor Linagliptin in der Entwicklung


Dr. Wolfgang Caesar