Immunologische Erkrankungen

T-Zellen lassen sich umprogrammieren

21.01.2010, 06:55 Uhr


Bereits spezialisierte Th2-Helferzellen, die zum Beispiel zur Entstehung von Allergien und Asthma beitragen, lassen sich umprogrammieren. Diese neue Entdeckung könnte die

Bei der Abwehr von Krankheitserregern durch das Immunsystem spielen T-Helferzellen (Th-Zellen) eine zentrale Rolle. Sie spezialisieren sich nach ihrer Aktivierung, je nachdem, ob sie etwa Viren, Bakterien oder Parasiten bekämpfen sollen. Bislang waren fünf Untergruppen von Th-Zellen bekannt. Th1-Zellen bekämpfen krankmachende Keime und Viren innerhalb der Zellen des menschlichen Körpers. Th2-Zellen dagegen wehren außerhalb der Zellen vorkommende Erreger und Parasiten ab, sind aber auch für die Entstehung von Asthma und Allergien verantwortlich. Jeder Th-Zelltyp wird von einem bestimmten Genregulator gesteuert, dem so genannten Schlüssel-Transkriptionsfaktor.

Die Prägung der Th-Zellen galt bisher als unumkehrbar. Nun konnten Berliner Immunologen erstmals zeigen, dass sich diese Zellen umprogrammieren lassen. Für ihre Forschungen injizierten sie Mäusen spezialisierte Th2-Zellen Zellen. Anschließend infizierten sie die Mäuse gezielt mit Viren. Mit den Immunsignalen der Virusinfektion gelang es den Forschern, die Th2-Zellen auch zur Bekämpfung der viralen Erreger anzuregen. Durch die neue Prägung auf Viren ging die anfängliche Spezialisierung auf Parasiten nicht verloren. Stattdessen entstand ein neuer Zwischentyp, welchen die Forscher als "Th2+1"-Zellen bezeichneten. Dieser Zelltyp vereint in sich das Abwehrpotenzial beider Untergruppen und erwies sich in der Studie als stabil. Auch Monate nach Abklingen der Virusinfektion war die neue Abwehrfunktion noch in den Gedächtnis-T-Zellen anzutreffen. Zudem klärten die Forscher die molekularen Grundlagen: Jede der neuen Th-Zellen bildet zwei Schlüssel-Transkriptionsfaktoren - sowohl den Genregulator zur Parasitenabwehr als auch den Faktor zur Virusbekämpfung.

Diese grundlegenden Erkenntnisse fördern nicht nur das Verständnis von Lernprozessen in Immunzellen, sie eröffnen auch neue Wege zur Therapie von Asthma und Allergien. Denn besonders die gegen Parasiten gerichteten Th2-Zellen tragen zur Entstehung dieser Erkrankungen maßgeblich bei. Durch das Umprogrammieren in die neue Hybridform hoffen die Forscher, die Allergie verstärkenden Eigenschaften dieser Helferzellen schwächen zu können. Diese therapeutische Anwendung wird derzeit erforscht.

Literatur: Hegazy, A, et al. Immunity 2010; Online-Vorabpublikation: DOI:10.1016/j.immuni.2009.12.004


Dr. Bettina Hellwig


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