Bluttransfusionen

Tödliche Antikörper rechzeitig identifizieren

08.01.2010, 06:55 Uhr


Wissenschaftlern der Universität Greifswald und des Blutspendedienstes des DRK West haben den bislang unbekannten Träger einer "Blutgruppe" auf weißen Blutkörperchen identifiziert, der für Komplikationen bei

Das Risiko für eine TRALI-Reaktion infolge einer Bluttransfusion ist um ein Vielfaches höher als das Risiko für die Übertragung einer HIV- oder Hepatitis-C-Infektion. Eine wichtige Ursache lebensbedrohlicher TRALI-Reaktionen sind Antikörper im Blut des Spenders, die mit der Blutkonserve auf den Patienten übertragen werden und sich an ein Blutgruppen-Protein der weißen Blutkörperchen (Granulozyten) binden. Dadurch verklumpen die weißen Blutkörperchen, sodass die feinen Blutgefäße der Lunge verstopfen. Die Lunge wird geschädigt, wodurch es zu einem Lungenödem kommt.

Für den Blutspender selbst, der diese Antikörper gebildet hat, sind diese völlig ungefährlich, er ist gesund. Die Antikörper sind nur gefährlich, wenn sie mit dem Blut auf einen anderen Menschen übertragen werden. Durch die Arbeit der Greifswalder und Hagener Wissenschaftler wird es zukünftig möglich sein, diese Antikörper bei Blutspendern leichter nachzuweisen, um die häufigste tödliche Bluttransfusionsreaktion zu vermeiden.

Die Wissenschaftler haben große Mengen weißer Blutkörperchen aufbereitet und anschließend mit den gefährlichen Antikörpern nach möglichen Zielstrukturen molekularbiologisch "geangelt". Aus einer winzigen Menge des Proteins haben die Forscher dann dessen einzelne Aminosäuren identifiziert und mit Hilfe der Daten des Humanen Genomprojektes von der Reihenfolge der Aminosäuren auf das entsprechende Gen geschlossen. In einem nächsten Schritt wurde das entsprechende Gen in Bakterien eingeschleust, sodass dieses Blutgruppenprotein jetzt gentechnisch in großen Mengen hergestellt werden kann. Dadurch wird es bald weltweit möglich sein, Blutspender präventiv auf die entsprechenden Antikörper zu untersuchen und mögliche Komplikationsrisiken zu reduzieren.

Quelle: Nature Medicine 2009;15 (12), Online-Vorabpublikation


Dr. Bettina Hellwig