Neu auf dem Markt

Interleukin-Antikörper Canakinumab

07.01.2010, 06:50 Uhr


Canakinumab (Ilaris®) ist ein humaner monoklonaler Antikörper gegen Interleukin-1 beta. Es kommt zur Behandlung von Patienten ab vier Jahren auf den Markt, die

CAPS sind eine Gruppe von schweren autoimmunen entzündlichen Krankheiten, bei denen das Gen NLRP3 auf Chromosom 1 defekt ist, das für das Protein Cryopyrin kodiert. Unter anderem kommt es dadurch zu einer gesteigerten Bildung von Interleukin-1 beta (IL-1 beta), das eine Schlüsselrolle bei Entzündungen und Gewebezerstörung spielt. Die seltenen Erbkrankheiten werden autosomal-dominant vererbt. Die Patienten, die schon im Säuglingsalter erkranken können, leiden unter chronischer Müdigkeit, Fieber und Arthralgien. Von den Entzündungen sind besonders Haut, Augen, Knochen und Gelenke betroffen. Da es nur wenige Patienten mit CAPS gibt, erhielt Canakinumab den Status als Arzneimittel für seltene Leiden, Orphan drug.

Die klinische Wirksamkeit von Canakinumab beruht auf der selektiven und langfristigen Blockade von Interleukin-1 beta, das eine Schlüsselrolle bei Entzündungen und Gewebezerstörung spielt. Ilaris® wird alle acht Wochen subkutan injiziert. In der placebokontrollierten klinischen Zulassungstudie mit 35 CAPS-Patienten führte Canakinumab in einer Dosis von 150 mg innerhalb von sieben Tagen zu einem ein vollständigen Abklingen oder zu einer klinisch signifikanten Besserung der Symptome. Auch die Laborparameter normalisierten sich schnell innerhalb von wenigen Tagen nach der Injektion. Canakinumab führte bei 90 Prozent der Patienten zu einer raschen und anhaltenden Remission und verhinderte weitere Krankheitsschübe. Bei den ersten vier Patienten mit durchgehender Verabreichung von Canakinumab wurde bis jetzt eine anhaltende Wirksamkeit über mehr als drei Jahre verzeichnet.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Nasen- und Rachenentzündung (Nasopharyngitis), Schwindel (Vertigo) und Reaktionen an der Injektionsstelle. Canakinumab erhöht das Risiko von Infektionen. Bei Patienten mit einer aktiven, behandlungsbedürftigen schweren Infektion darf die Behandlung mit Canakinumab nicht eingeleitet oder weitergeführt werden. Auch sollte es nicht gleichzeitig mit TNF-Inhibitoren angewendet werden, da sich dadurch das Risiko für schwerwiegende Infektionen erhöhen könnte. Während der Behandlung mit Canakinumab sollten möglichst keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden.

Ursprünglich wurde Canakinumab für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis entwickelt, bei der ebenfalls entzündliche Reaktionen durch IL-1 beta eine Rolle spielen. Andere Einsatzmöglichkeiten sind Gicht und Typ-2-Diabetes. Zur Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) befindet sich der Wirkstoff in Phase I der klinischen Entwicklung.

Quellen:

Fachinformation von Ilaris®, Stand Oktober 2009

Lachmann HJ, et al.: Use of canakinumab in the cryopyrin-associated periodic syndrome. N. Engl. J. Med. 2009;360:2416-25.



Dr. Bettina Hellwig