Antithrombotika

Erhöhtes Blutungsrisiko bei Herzinfarktpatienten

30.12.2009, 07:00 Uhr


Bei Herzinfarktpatienten steigt das Risiko einer durch Blutungen erforderlichen Krankenhauseinweisung mit der Anzahl der eingesetzten Antithrombotika. Das ergab die Analyse von mehr als 40.000 dänischen Patienten, die in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde.

Die Kombinationen von Acetylsalicylsäure, Clopidogrel und Vitamin-K-Antagonisten wird häufig bei Patienten nach einem Infarkt eingesetzt. Allerdings ist die Datenlage bezüglich der Sicherheit dieser Maßnahme dürftig. In der vorliegenden Studie untersuchten die Autoren das Risiko blutungsbedingter Krankenhauseinweisungen, die mit verschiedenen gerinnungshemmenden Therapien verknüpft sind. Unter Verwendung der landesweiten dänischen Register identifizierten die Autoren 40.812 Patienten im Alter ab 30 Jahren, die zwischen 2000 und 2005 mit einer erstmaligen Herzattacke in ein Krankenhaus eingewiesen wurden. Die zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus erforderlichen Verschreibungen wurden herangezogen, um die verordneten Therapien gemäß der folgenden Gruppen festzulegen: Monotherapie mit Acetylsalicylsäure, Clopidogrel oder Vitamin-K-Antagonisten, die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten einer Zweifachtherapie sowie eine Dreifachtherapie aus allen drei Medikamenten. Bewertet wurden die Risiken erforderlicher Krankenhauseinweisungen durch Blutungen, erneuter Herzinfarkte oder Tod.

Während der im Mittel etwa 16 Monate andauernden Nachuntersuchungsphase wurden 1891 (4,6 Prozent) der Patienten erneut in ein Krankenhaus eingewiesen. Sie hatten Blutungen erlitten oder diese Blutungen wurden als Todesursache diagnostiziert. Die jährliche Häufigkeit von Blutungen lag bei 2,6 Prozent in der Acetylsalicylsäuregruppe, in allen anderen Gruppen lag es darüber. Wird Acetylsalicylsäure als Referenzwert gesetzt, steigerte sich das Blutungsrisiko um 1,3 für Clopidogrel, um 1,2 für Vitamin-K-Antagonist, um 1,5 für Acetylsalicylsäure plus Clopidogrel, um 1,8 für Acetylsalicylsäure plus Vitamin-K-Antagonist, um 3,5 für Clopidogrel plus Vitamin-K-Antagonist sowie um 4,1 für die Dreifachtherapie. 702 (38 Prozent) von 1852 Patienten mit nicht tödlichen Blutungen erlitten erneut eine Herzattacke oder starben während des Studienverlaufs. Zum Vergleich hierzu stehen 7178 (18 Prozent) von 38.960 Patienten ohne derartige nicht tödliche Blutungen.

Die Autoren folgern: "Bei Patienten mit erstmaligem Herzinfarkt sind alle Kombinationen aus Acetylsalicylsäure, Clopidogrel und Vitamin-K-Antagonisten mit einem erhöhten Risiko nicht tödlicher sowie auch tödlicher Blutungen verknüpft, abgesehen von der Monotherapie mit Vitamin-K-Antagonisten im Vergleich zu alleiniger Acetylsalicylsäure. Die Steigerung des Risikos von Blutungen war proportional zur Anzahl der verwendeten Medikamente. Nicht tödliche Blutungen sind ein unabhängiger Vorhersagewert, der mit einem gesteigerten Risiko einer erneuten Herzattacke oder Tod verknüpft ist. Wir schlagen vor, dass die Behandlung mit einer Dreifachtherapie oder einer aus Clopidogrel plus Vitamin-K-Antagonisten bestehende Doppeltherapie nur nach umfassender individueller Risikobewertung und sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses verschrieben werden sollte."

Quelle: Sorensen, R. et al.: Lancet 2009; 374: 1967


Dr. Beatrice Rall


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