Psychologie

Null Bock auf gute Laune

22.12.2009, 07:00 Uhr


Heranwachsende haben häufiger Stimmungstiefs als Erwachsene, und sie versuchen auch öfter, negative Gefühle zu erhalten oder zu verstärken. Mit zunehmendem Alter scheint sich dieses Muster umzukehren.

Insbesondere Menschen über 60 Jahre fühlen sich im Alltag emotional nicht nur häufig wohler als Jüngere, sondern neigen auch häufiger dazu, ihre positiven Gefühle aufrecht zu erhalten und negative Gefühle wie Ärger dämpfen zu wollen. Diese als kontra- und pro-hedonisch bezeichneten Verhaltensmuster beobachteten Wissenschaftler des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Sozioökonomischen Panels.

Fragt man verschiedene Altersgruppen danach, wie sie sich im Alltag fühlen, zeichnet sich das höhere Alter überwiegend durch emotionales Wohlbefinden aus. Das sprichwörtliche Wechselbad der Gefühle sowie negative Befindlichkeit sind dagegen häufige Begleiter der Jugend. Bislang ungeklärt sind die psychologischen Mechanismen, die diesen Altersunterschieden zugrunde liegen.

Die altersabhängigen Unterschiede im emotionalen Wohlbefinden lassen sich unter anderem dadurch erklären, dass Jung und Alt sich anders fühlen wollen. Das zeigte eine Studie mit 378 Teilnehmern im Alter von 14 bis 86 Jahren. Sie wurden drei Wochen lang mit speziellen Mobiltelefonen ausgestattet, die sie bei sich trugen, während sie ihrem normalen Alltag nachgingen. In dieser Zeit wurden sie 54-mal kontaktiert, um Fragen zu ihrer momentanen Stimmung zu beantworten. In durchschnittlich einem Viertel der abgefragten Situationen gaben die 14- bis 18-Jährigen an, ihre momentanen negativen Gefühle erhalten oder verstärken beziehungsweise positive Gefühle dämpfen zu wollen. Von den über 60-Jährigen wurden diese so genannten kontra-hedonischen Bestrebungen dagegen in nur durchschnittlich jeder zehnten abgefragten Situation berichtet.

Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass ein Teil der altersabhängigen Unterschiede im emotionalen Wohlbefinden auf Unterschiede darin, wie Personen verschiedener Altersgruppen sich fühlen wollen, zurückführbar sind. In der für Jugendliche vergleichsweise häufigen kontra-hedonischen Orientierung vermuten die Autoren einen Mechanismus, der Jugendlichen dabei hilft, sich von Eltern oder anderen Erwachsenen abzugrenzen und emotional unabhängig zu werden. Der hohe Anteil pro-hedonischen Verhaltens bei Älteren stimmt dagegen mit Beobachtungen anderer Studien überein. Demnach messen ältere Erwachsene aufgrund der wahrgenommenen Begrenztheit der verbleibenden Lebenszeit der Verbesserung ihres emotionalen Wohlbefindens im Hier und Jetzt zunehmend Bedeutung bei.

Quelle: Riediger, M. et al. Psychological Science 2009: 20 (12):1529-1535.


Dr. Bettina Hellwig


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