Arzneimittelausgaben

Ist Deutschland Hochpreisland?

Berlin - 11.12.2009, 13:15 Uhr


Die steigenden Ausgaben sind aus Sicht von Wilfried Jacobs, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland-Hamburg, das größte Problem der gesetzlichen Kassen. Insbesondere die Arzneipreise seien zu hoch. Die forschenden Arzneimittelhersteller sehen das anders.

„Wir in Deutschland haben die höchsten Arzneipreise in ganz Europa, 30 Prozent mehr als alle anderen“, beklagte Jacobs am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. „Da müsste meiner Meinung nach auch mal was dran geschehen. Man darf nicht immer nur die Patienten bitten zu bezahlen.“ Im schwarz-gelben Koalitionsvertrag hätte sich Jacobs bereits gewünscht, Sparprogramme erkennen zu können. „Der Appell, man soll sparen, reicht nicht“, so der AOK-Chef. Insbesondere hätte es ihm gefallen, etwas mutiger bei der Pharmaindustrie ranzugehen. „Das hat man nicht gemacht, muss man aber nachholen“.

Der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) konterte prompt. Hauptgeschäftsführerin Cornelia Yzer erklärte, die hiesigen Arzneimittelpreise in bewegten sich im europäischen Mittelfeld. Sie verwies auf eine Studie des norwegischen Gesundheitsministeriums aus dem Mai 2008, wonach Deutschland bei den Preisen der 200 meist verordneten Wirkstoffe auf gleicher Höhe mit Dänemark, Schweden und Österreich liege – und weit hinter Belgien und Irland. Yzer gab überdies zu bedenken, dass Medikamente in Deutschland dem vollen Mehrwertsteuersatz unterliegen, während in fast allen anderen europäischen Staaten der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gilt oder sogar – wie in Schweden und Irland – überhaupt keine Mehrwertsteuer auf Medikamente erhoben wird.


Kirsten Sucker-Sket