Depression

Omega-3-Fettsäuren verstärken Sertralin nicht

03.12.2009, 07:00 Uhr


Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wie Sertralin sind seit langem in der Behandlung von Depressionen etabliert. Eine amerikanische Studie hat jetzt überprüft

Die Hypothese, dass die Gabe von Omega-3-Fettsäuren die Wirkung von Antidepressiva verstärken kann, basiert auf den Ergebnissen kleinerer Studien, in denen dieser Zusammenhang beobachtet wurde. Eine randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie sollte nun prüfen, ob sich die Befunde in einem größeren Kollektiv depressiver Patienten, die zusätzlich an koronarer Herzkrankheit (KHK) litten, bestätigen lassen. Das Patientenklientel war unter anderem deshalb besonders interessant, weil Depression zu den KHK-Risikofaktoren zählen.

Nach einer zweiwöchigen Run-in-Phase erhielten die Studienteilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren zehn Wochen lang 50 mg/d Sertralin sowie 2 g/d Omega-3-Fettsäurekapseln (mit EPA und DHA) oder Placebo-Kapseln mit Maisöl. Zu Studienbeginn und -ende wurden die Patienten mithilfe der Hamilton-Depressionsskala (HAM-D) und des Beck Depression Inventory (BDI-II) interviewt.

Nach zehnwöchiger Behandlung hatten sich die Symptome der Major Depression in beiden Gruppen etwa gleichermaßen verbessert. Der durchschnittliche BDI-II-Wert reduzierte sich in der Placebo-Gruppe von 29,0 auf 14,8, in der Omega-3-Gruppe von 28,1 auf 16,1. Auf der HAM-D-Skala sank die Punktezahl unter Placebo von 19,2 auf 9,4, bei den Patienten, die zusätzlich zu Sertralin Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten, von 21,2 auf 9,3.

Als mögliche Ursachen dafür, dass das Ansprechen auf Sertralin durch Omega-3-Fettsäuren nicht verstärkt werden konnte, diskutierten die Autoren eine zu kurze Behandlungsdauer, zu geringe Sertralindosen oder ein ungünstiges Verhältnis der Fettsäuren zueinander (das heißt eventuell ein zu geringer EPA-Anteil).

Quellen:

Carney, R.M. et al.: J. Am. Med. Assoc. 2009; 302(15): 1651-1657

Leon, H. et al.: Brit. Med. J. 2009; 338: 149-152


Dr. Claudia Bruhn/DAZ