Metastasierung

Spezialprogramm für Krebszellen

Freiburg - 30.11.2009, 07:00 Uhr


Damit sich Tumorzellen im Organismus verteilen und metastasieren können, reaktivieren sie ein spezielles embryonales Mobilitätsprogramm. Gleichzeitig eignen sie sich

Das Gefährlichste an bösartigen Tumoren ist ihre Fähigkeit, sich im Körper auszubreiten und in ferne Organe zu metastasieren. So sterben die meisten Tumorpatienten nicht am Primärtumor, sondern an dessen Metastasen.

Am Universitätsklinikum Freiburg wurde nun ein molekularer Mechanismus entdeckt, der erklärt, wie sich Tumorzellen sowohl im Organismus verteilen als auch am Metastasierungsort wieder ihren Wachstumsprozess starten können. Die Forscher zeigten am Beispiel von Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs, dass einige Tumorzellen ein embryonales Mobilitätsprogramm aktivieren, das so genannte "epithelio-mesenchymale Transition (EMT)". Dieses Programm ermöglicht ihnen, sich im Körper zu bewegen. Ein Aktivator des Programms, der Faktor ZEB1, verhindert zusätzlich den Abbau von Stammzell-Faktoren in Krebszellen. Dies geschieht durch die Blockade bestimmter, so genannter microRNAs, einer erst vor kurzem entdeckten Klasse von Gen-Regulatoren. Die Konsequenz ist, dass die umprogrammierten Tumorzellen nun zwei Eigenschaften in sich vereinen, die zusammengenommen ein enormes Gefahrenpotential besitzen: die Fähigkeit sich zu bewegen und gleichzeitig als Stammzelle zu fungieren. Die daraus resultierenden beweglichen Tumor-Stammzellen sind, so die Vermutung der Wissenschaftler, die Hauptquelle von Metastasen.

Der neu beschriebene Mechanismus erweitert das Verständnis der Metastasenentstehung und könnte bei der Entwicklung zukünftiger Therapien gegen Tumorerkrankungen helfen.

Quelle: Wellner, U. et al.: Nature Cell Biology, Online-Vorabveröffentlichung,  DOI:10.1038/ncb1998.


Dr. Bettina Hellwig