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Vinca-Alkaloid Vinflunin

18.11.2009, 07:00 Uhr


Vinflunin (Javlor®) ist ein neues halbsynthetisches Vinca-Alkaloid. Es ist zur Monotherapie bei fortgeschrittenem oder metastasierendem Übergangszellkarzinom des Urothels bei erwachsenen Patienten indiziert, wenn

Vinca-Alkaloide wie Vinflunin wirken als Spindelgifte. Sie verhindern die Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli und hemmen damit den Aufbau des Spindelapparats, der für den Stofftransport in der Zelle unverzichtbar ist und auch für den Aufbau der Kernspindeln benötigt wird, und stoppen so die Zellteilung, die Mitose, in der Metaphase. Außerdem induzieren Vinca-Alkaloide den programmierten Zelltod, die Apoptose und blockieren die DNA- und RNA-Synthese. Dadurch verhindern sie Teilung und Ausbreitung der Krebszellen.

Vinflunin wird in einer Dosierung von 320 mg Vinflunin/m2 Körperoberfläche als 20-minütige ausschließlich intravenöse Infusion alle drei Wochen eingesetzt. Wenn nötig, zum Beispiel nach einer Strahlentherapie des Beckenbereichs, bei gastrointestinaler Toxizität sowie bei Mukositis kann eine Reduktion der Vinflunin-Dosis erforderlich sein. Auch bei Patienten mit mittlerer oder schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung sollte die Dosis verringert werden.

In klinischen Studien konnte Vinflunin das progressionsfreie Überleben statistisch signifikant um 1,5 Monate verlängern. Das mediane Gesamtüberleben betrug unter der Vinflunin-Therapie 6,9 Monate und unter der Vergleichstherapie 4,6 Monate, wobei der Unterschied jedoch keine statistische Signifikanz erreichte. Die häufigsten Nebenwirkungen in den beiden Phase-II-Studien und in einer Phase-III-Studie bei Patienten mit Übergangszellkarzinom des Urothels (450 mit Vinflunin behandelte Patienten) waren hämatologische Störungen, hauptsächlich Neutropenie und Anämie, außerdem gastrointestinale Störungen, vor allem Obstipation, Anorexie, Übelkeit, Stomatitis/Mukositis, Erbrechen, abdominale Schmerzen und Diarrhö, sowie allgemeine Störungen wie Asthenie und Müdigkeit. Vor jeder neuen Vinflunin-Anwendung sollte eine ausführliche hämatologische Kontrolle erfolgen und die Dosis sollte gegebenenfalls reduziert werden. Patienten, bei denen die Zahl der Neutrophilen und der Thrombozyten zu niedrig ist (Neutrophilenzahl unter 1.500/mm3 und Thrombozytenzahl unter 100.000/mm3), und Patienten mit schweren Infektionen dürfen Vinflunin nicht erhalten.

Unter der Behandlung mit Vinflunin traten in den klinischen Studien bei 15,3% der behandelten Patienten schwere Obstipationen auf. Zur Prophylaxe eignen sich Laxanzien und diätetische Maßnahmen inklusive einer oralen Hydratation. Patienten mit hohem Obstipationsrisiko, zum Beispiel durch eine Begleittherapie mit Opiaten, sollten nach jeder Vinflunin-Anwendung einmal täglich morgens vor dem Frühstück Macrogol erhalten. Dauert die Obstipation länger als fünf Tage an oder ist sie sehr schwer, kann eine Erniedrigung der Vinflunin-Dosis erforderlich werden. Zu Myokardinfarkten oder -ischämien kam es in den klinischen Studien unter der Therapie mit Vinflunin bei 0,6% der Patienten; die meisten betroffenen Patienten hatten vorbestehende kardiovaskuläre Erkrankungen oder wiesen entsprechende Risikofaktoren auf.

Quelle: Fachinformation von Javlor®, Stand Oktober 2009.


Dr. Bettina Hellwig