Rheumaforschung

Fibroblasten wandern in die Gelenke

Gießen - 16.11.2009, 07:00 Uhr


Verantwortlich für die Ausbreitung der rheumatoiden Arthritis in den Gelenken sind die Fibroblasten. Das zeigen die Ergebnisse von Untersuchungen Gießener Forscher, die jetzt in "Nature Medicine" veröffentlicht wurden.

Die rheumatoide Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, die durch den fortschreitenden Abbau von Gelenkknorpeln und -knochen gekennzeichnet ist. Sie beginnt normalerweise in einem oder wenigen Gelenken, kann aber im Verlauf der Erkrankung alle Gelenke betreffen. Bisher waren die Mechanismen, die zur Ausbreitung der Erkrankung zu nicht betroffenen Gelenken beitragen, nicht bekannt. Zentrale Zellen des Knorpelabbaus bei den betroffenen Patienten sind die synovialen Fibroblasten der Gelenkinnenhaut. Dieser Zelltyp ist aktiviert und aggressiv, wodurch die Zellen vermehrt den Gelenkknorpel abbauen können.

Bisher war die Fähigkeit dieser Zellen, aktiv in das Blutgefäßsystem überzutreten und an entfernt liegenden Knorpeln wieder auszutreten, nicht bekannt. Die Zellen wandern zum Knorpel, heften sich an diesen an und beginnen dann dort mit dem Abbau. Bei den Versuchen stellte sich heraus, dass ein gesundes Gelenk vor der Anheftung der aggressiven Fibroblasten geschützt zu sein scheint. Sobald die Knorpelmatrix aber zugänglich ist, wie dies zum Beispiel durch kleine Knorpelschäden oder durch den Abrieb der Gelenkoberflächen der Fall sein kann, sind die Zellen in der Lage, aktiv zum Knorpel zu wandern und ihn abzubauen.

Derzeit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe aus Gießen mit therapeutischen Ansätzen, um den Übertritt der synovialen Fibroblasten von Patienten mit rheumatoider Arthritis in das Blutgefäßsystem zu blockieren. Möglicherweise kann in Zukunft durch entsprechende therapeutische Maßnahmen dann die Ausbreitung der rheumatoiden Arthritis zu nicht betroffenen Gelenkbereichen oder Gelenken verhindert werden.

Quelle: Lefèvre, S. et al.: Nat. Med. 2009, Online-Vorabpublikation vom 8. November 2009


Dr. Bettina Hellwig