Stiftung Warentest

Über 1800 rezeptfreie Medikamente bewertet

Berlin - 16.10.2009, 11:22 Uhr


Die Stiftung Warentest hat ihr "Handbuch Rezeptfreie Medikamente" neu aufgelegt. Dafür wurden mehr als 1.800 Arzneimittel bewertet. Fast 40 Prozent der Mittel erhielten eine uneingeschränkt positive Bewertung

Der Selbstmedikationsmarkt ist in Deutschland wahrlich kein Nischenmarkt: 4,12 Milliarden Euro gaben Patienten im Jahr 2008 für rezeptfreie Medikamente in Apotheken aus. Und obwohl die Stiftung Warentest schon seit Jahren Medikamente auf ihre Geeignetheit hin überprüft, konnte sie nur wenig Qualitätsverbesserungen im Selbstmedikationsmarkt erkennen: Waren vor acht Jahren etwa 40 Prozent der Mittel negativ bewertet, sind es jetzt immer noch 33 Prozent. Eine uneingeschränkt positive Bewertung von rezeptfreien Mitteln gab es in diesem Jahr für 39 Prozent der Mittel – 34 Prozent waren es 2002. Zudem monieren die Tester, dass es bei Medikamenten mit den gleichen Inhaltsstoffen häufig erhebliche Preisunterschiede gebe.

Das Handbuch informiert über Symptome und Ursachen von über 80 Krankheitsbildern und Gesundheitsstörungen. Dabei verfolgt es den Anspruch, die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbehandlung aufzuzeigen und zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Arzneimitteln anzuleiten. Neben Arzneimittel-Empfehlungen wird auch gesagt, wann ein Arztbesuch anzuraten ist. Als Gründe, warum sie ein Drittel der Mittel nicht zur Selbstmedikation empfiehlt, führt die Stiftung an, dass die Wirksamkeit dieser Präparate nicht ausreichend nachgewiesen sei, sie besondere Risiken und Nebenwirkungen aufweisen oder unnötig viele Wirkstoffe enthalten. Dauerbrenner der Negativbeispiele sind etwa Wick Medinait und Thomapyrin. Ersteres enthalte die unnötige Kombination von vier Wirkstoffen, die auf der Basis von 18-prozentigem Alkohol zusammengemixt seien, monieren die Tester. Auch die Thomapyrin-Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein ist ihnen von jeher ein Dorn im Auge. Doch selbst positiv bewertete Mittel sind mit Warnungen versehen, das sie etwa bei Dauerkonsum zu Problemen führen können. Bekannte Beispiele sind abschwellende Nasentropfen und -sprays.

Beim Bundesverband der Phamazeutischen Industrie (BPI) nimmt man die Neuauflage positiv zu Kenntnis, da die Tester darauf hinweisen, dass Patienten bei vielen Medikamenten Informationen und Wissen benötigten, um den Nutzen der Mittel voll auszuschöpfen und gleichzeitig Nebenwirkungen auszuschließen. Dies nimmt der BPI zum Anlass, nochmals zu fordern, dass auch den pharmazeutischen Unternehmen erlaubt wird, Patienten umfassend zu informieren. "Zusätzlich brauchen wir aber auch den Apotheker, der im direkten Kontakt die Patienten aufklärt", erklärte die stellvertretende BPI-Hauptgeschäftsführerin Prof. Barbara Sickmüller. Zugleich versicherte sie: "Die pharmazeutischen  Unternehmen tun alles, was in ihrer Macht steht, um auf mögliche Risiken hinzuweisen, denn es ist unser ureigenstes Interesse, dass Arzneimittel sicher und richtig angewendet werden".


Kirsten Sucker-Sket