Kommentar

Rossmann spielt Apotheke

Stuttgart - 16.10.2009, 13:49 Uhr


Jetzt geht’s los. Der Kampf um die Apothekenexklusivität ist eröffnet. Nach zögerlichen Vorstößen von Edeka-Minden-Hannover, Müller, Budnikowsky und anderen Drogeriebetreibern bläst jetzt Rossmann zum Sturm: Er baut

Graue Kanäle – vermutlich werden sie gespeist von ein wenig Direktbezug, aber vor allem von Großhändlern und Apothekern, die solche Waren an Drogeriemärkte wie Rossmann weiterverkaufen. Zu erkennen gibt sich da keiner. Und schon gar nicht die Hersteller, die nach wie vor die Fahne der Apothekenexklusivität hochhalten, Stein und Bein schwören, dass sie nichts an die Dromärkte verkaufen – weil sie es sich mit den Apothekern nicht verderben wollen.

Sie wissen, wenn sie offiziell ihre bisher apothekenexklusive Ware in die Drogerien verscherbeln, dann verderben sie es sich mit den Apothekern. Die Quittung: diese Ware fliegt aus den Apotheken gnadenlos raus, wird von den Apotheken nicht mehr abgegeben, und die Patienten werden zu apothekentreuen Produkten umgesteuert.

In Kreisen des Drogerie- und Lebensmittel-Einzelhandels wird der Angriff auf die Apothekenexklusivität erwartungsgemäß hochgelobt,  wie ein Kommentar in der „Lebensmittel Zeitung“ zeigt. Durch die Apothekenexklusivität würden die Verbraucher für dumm verkauft, heißt es dort, da es keine medizinischen, sondern nur monetäre Gründe für die Apothekenexklusivität gebe. Mit Pharmazeutenaugen besehen trifft dies nur auf wenige Produkte zu. In aller Regel macht die Apothekenexklusivität durchaus über monetäre Gründe hinaus Sinn, nämlich bei Produkten, bei denen eine besondere fachliche Beratung angezeigt ist. Manche Hersteller schließen daher bereits Vertriebsbindungsverträge mit Apotheken, in denen auf eine Fachberatung abgehoben wird.

Der Markt ist in Bewegung. Sollte der Damm der Apothekenexklusivität brechen, wandert ein Großteil dieser Produktkategorie von der Apotheke ab. Die Apotheken werden sich auf die „richtigen“ Arzneimittel konzentrieren müssen.


Peter Ditzel