Bitterrezeptoren

Rezeptoren für Amarogentin identifiziert

16.10.2009, 11:04 Uhr


Eine Arbeitsgruppe um Dr. Maik Behrens vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat vier Geschmacksrezeptoren identifiziert, mit denen die Menschen

Amarogentin, ein Acylglykosid aus der Wurzel des Gelben Enzians (Gentiana lutea), ist noch in einer Verdünnung von 1 zu 58 Millionen (liegt zwischen D8 und D9) deutlich wahrnehmbar. Wie die Wahrnehmung erfolgt, war bisher nicht vollständig bekannt. Der Mensch besitzt Geschmacksrezeptoren (hTASR, human taste receptors) für Kohlenhydrate und Proteine einerseits (hTAS1R) und für Bitterstoffe andererseits (hTAS2R). Es gibt 25 hTAS2R oder Bitterrezeptoren, die jedoch aufgrund der großen Variabilität der entsprechenden Gene mit großen individuellen Unterschieden vorliegen.

Die meisten Bitterrezeptoren können jeweils verschiedene Bitterstoffe erkennen, und die meisten Bitterstoffe sprechen jeweils mehrere Bitterrezeptoren an. Wegen der vielen Kombinationsmöglichkeiten kann der Mensch die Bitterkeit nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ wahrnehmen, d.h. verschiedene Bitterstoffe unterscheiden. Das ist bei Süßstoffen anders, denn der Mensch besitzt nur einen Süßrezeptor. Zehn der 25 menschlichen Bitterrezeptoren sind „verwaist“, d.h. dass ihnen bisher kein einziger Bitterstoff zugeordnet werden konnte. Einige von ihnen dürften ihre Funktion im Laufe der Evolution vollständig verloren haben.

Im letzten Jahr hat Prof. Thomas Hofmann von der TU München in Freising-Weihenstephan nachgewiesen, dass die drei Bitterrezeptoren hTAS2R1, hTAS2R14 und hTAS2R40 für die Wahrnehmung von Hopfen zuständig sind. Nun haben Behrens und Mitarbeiter gezeigt, dass das Amarogentin sogar vier Bitterrezeptoren anspricht, darunter auch den hTAS2R50, der damit seinen „Waisenstatus“ verloren hat. Für hTAS2R50 fanden sie sogar noch einen zweiten Liganden, das Andrographolid aus den Blättern des in Süd- und Südostasien heimischen Strauches Andrographis paniculata (Acanthaceae), der als Arzneipflanze im Ayurveda und auch in der traditionellen chinesischen Medizin eine Rolle spielt.

Übrigens gibt es Bitterrezeptoren nicht nur auf der Zunge, sondern auch in der Nase sowie in Magen und Darm. Ihre Funktion wird derzeit erforscht.

Quelle

Behrens M, et al. The Human Bitter Taste Receptor hTAS2R50 Is Activated by the Two Natural Bitter Terpenoids Andrographolide and Amarogentin. J Agric Food Chem 2009;

www.dife.de, Pressemitteilungen.


Wolfgang Caesar