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Vasopressin-Antagonist Tolvaptan

Konstanz - 06.10.2009, 09:42 Uhr


Tolvaptan ist der erste Vertreter einer neuen Stoffklasse, der Vaptane. Die Substanz wirkt als selektiver Vasopressin-Rezeptorantagonist und ist zur Behandlung von Erwachsenen mit Hyponatriämie indiziert, die als sekundäre Folge bei einer inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH) auftritt.

Beim SIADH - auch Schwartz-Bartter-Syndrom genannt - wird Vasopressin, das antidiuretische Hormon (ADH), in zu hohen Mengen ausgeschüttet. Als Folge wird Wasser im Körper zurückgehalten und die Natriumionenkonzentration im Blut so stark verdünnt, dass es zu Elektrolytstörungen kommt. Bisher wurde dieses Syndrom vor allem mit Flüssigkeitsrestriktion und Kochsalz-Infusionen behandelt.

Tolvaptan hemmt die Wirkung von Vasopressin in den Nieren, indem es selektiv dessen Bindung an die V2-Rezeptoren verhindert und so dessen Wirkung hemmt. Als Folge wird vermehrt elektrolytfreies Wasser ausgeschieden (Aquarese).

Tolvaptan ist in Tabletten zu 15 und 30 mg erhältlich, die tägliche Dosis beträgt 15 bis 60 mg oral, vorzugsweise morgens, unabhängig von den Mahlzeiten unzerkaut mit einem Glas Wasser. Nach oraler Einnahme wird Tolvaptan schnell resorbiert, wobei die Spitzenplasmakonzentrationen etwa zwei Stunden nach Verabreichung erreicht werden. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt rund 56%. Die gleichzeitige Verabreichung mit Nahrung hat keine Wirkung auf die Plasmakonzentrationen. Tolvaptan bindet reversibel (zu 98%) an Plasmaproteine und wird umfangreich von der Leber verstoffwechselt.Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa acht Stunden.

Die Wirkung setzt etwa zwei Stunden nach der Einnahme ein und ist dosisabhängig. Nach 24 Stunden kehren die Harnausscheidungsraten wieder auf die Ausgangswerte zurück. Im Mittel werden während 0 bis zwölf Stunden unabhängig von der Dosis rund sieben Liter Urin ausgeschieden.

Unerwünschte Wirkungen sind auf den Wirkungsmechanismus zurückzuführen. Dazu gehören vor allem verstärkter Durst, ein trockener Mund und ein verstärktes Wasserlassen. Bei Anurie, Volumendepletion, hypovolämischer Hyponatriämie, Hypernatriämie, Patienten ohne Durstgefühl und während Schwangerschaft und Stillzeit ist Tolvaptan kontraindiziert.

Weil Tolvaptan über das Cytochrom-P450-System abgebaut wird, sind zahlreiche Wechselwirkungen zu beachten. So ist bei gleichzeitiger Verabreichung von CYP3A4-Hemmern und Tolvaptan, ebenso bei gleichzeitiger Verabreichung von CYP3A4-Induktoren Vorsicht geboten.

Die Patienten sollten Zugang zu Wasser haben und in der Lage sein, Wasser in ausreichender Menge zu trinken. Wenn Patienten mit Flüssigkeitsrestriktion mit Tolvaptan behandelt werden, ist große Vorsicht angezeigt, um sicherzustellen, dass die Patienten nicht zu stark dehydratisieren. Der Harnabgang muss sichergestellt sein. Der Flüssigkeits- und Elektrolytstatus soll bei allen Patienten und besonders bei Patienten mit Nieren- und Leberinsuffizienz überwacht werden.


Bettina Hellwig