Evolutionsforschung

Sympathie im Gesicht

28.09.2009, 08:00 Uhr


Wem würden Sie Ihr Geld anvertrauen, wenn sich mehrere fremde Personen zur Auswahl stellten? Vermutlich jenem, der Ihnen am ähnlichsten sieht, meint eine britische Wissenschaftlerin nach Auswertung verschiedener Studien. Danach sind Menschen besonders nett zueinander, wenn sie sich in dem anderen optisch wieder erkennen. Nur in punkto Fortpflanzung macht die Natur eine Ausnahme.

Der Spruch „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, scheint nicht von ungefähr zu kommen. Menschen, die sich einander ähnlich sehen, bringen dem anderen mehr Sympathie entgegen, so das Fazit zahlreicher Untersuchungen. Möglicherweise lässt sich dieses Phänomen auf evolutionäre Mechanismen zurückführen. Danach könnte das Gegenüber mit übereinstimmenden Gesichtszügen ein möglicher Verwandter mit gleichen Genen sein, so dass es sich lohnen würde, diese Person zu unterstützen oder ihr zu vertrauen. In Experimenten gaben Wissenschaftler Probanden eine bestimmte Menge Geld und zeigten ihnen Fotos verschiedener Gesichter. Anschließend sollten die Teilnehmer angeben, welcher der abgebildeten Personen sie welchen Betrag anvertrauen würden. Im Ergebnis waren jene Gesichter bevorzugt, die mit dem Aussehen der Probanden am ehesten übereinstimmten. Interessanter Weise funktioniert diese Auswahl jedoch hauptsächlich bei gleichgeschlechtlichen Personen. Gilt das Gegenüber anderen Geschlechts als potenzieller Kandidat zur Fortpflanzung, sind Ähnlichkeiten naturgemäß nicht erwünscht, um den Nachkommen eine möglichst vielfältige genetische Mischung mitzugeben. Vor allem Frauen fühlen sich an fruchtbaren Tagen zu den Männern hingezogen, die ihnen äußerlich am wenigsten gleichen.

Quelle: Bild der Wissenschaft, 12. September 2009


Franziska Wartenberg