Apothekerforderungen

Gesundheitspolitik ist kein Abenteuerspielplatz

Düsseldorf - 23.09.2009, 15:55 Uhr


Unter dem Motto "Gesundheit braucht Verantwortung" startet am 24. September in Düsseldorf der Deutsche Apothekertag 2009. Dieses Motto will ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf auch als eine Forderung an die Politik verstanden wissen: "Sie soll Verantwortung wahrnehmen für das Gesundheitssystem in Deutschland. Sie soll die bewährten Regeln würdigen

Der ABDA-Präsident betonte, dass die grenzenlose Liberalisierung gescheitert sei. Dies zeige sich nicht nur in der gegenwärtigen Finanzkrise; auch der Europäische Gerichtshof habe mit seinem im vergangenen Mai ergangenen Urteil zum deutschen Fremdbesitzverbot ein klares Bekenntnis zur inhabergeführten Apotheke abgelegt. Dennoch wird man um weitere Reformen im Gesundheitswesen nicht umhin kommen. Man muss sich den Tatsachen stellen: Unsere Gesellschaft altert, der Anteil der Multimorbiden steigt, zugleich gibt es immer weniger Menschen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, die das System finanzieren, und nicht zuletzt bringt der medizinische Fortschritt neue, aber kostspielige, Therapiemöglichkeiten.

Wolf unterstrich, dass der Arzneimittelmarkt an sich kein Problem im Gesundheitssystems sei und keinen Grund für Reformen gebe. Seit Jahren bewegten sich die Ausgabenzuwächse im vorher ausgehandelten Rahmen. Gleichwohl seien strukturelle Anpassungen nötig. "Hier werden wir Apotheker uns wie immer konstruktiv als Arzneimittelexperten einbringen", so der ABDA-Präsident. Er forderte, mit dem politischen Aktionismus Schluss zu machen. Auch im überregulierten Arzneimittelmarkt, wo 27 verschiedene Instrumente aufeinander einwirkten, müsse "vereinfacht, abgegrenzt und zielgenau gesteuert werden". Apotheker bräuchten Verlässlichkeit und Qualität in der Gesetzgebung, betonte Wolf. Nötig sei ein stabiler und verlässlicher Gesetzesrahmen, der über eine Legislaturperiode hinaus Bestand habe.

Damit die Arzneimittelversorgung auch weiterhin funktioniert, muss aus Sicht der ABDA einiges sichergestellt werden. Beispielsweise, dass der Apothekerberuf als eigenverantwortlicher und unabhängiger Freier Heilberuf anerkannt bleibt. Darüber hinaus müsse es bei einer uneingeschränkten Apothekenpflicht für alle Arzneimittel bleiben. Ebenso müsse die Festpreisreglung für verschreibungspflichtige Arzneimittel erhalten bleiben. Für ausländische Apotheken, die "auf dem deutschen Markt wildern", müssten laut Wolf die gleichen Anforderungen an Arzneimittelsicherheit, Versorgungsqualität und Leistungsumfang gelten wie für inländische Apotheken.

"Das Gesundheitswesen ist kein Abenteuerspielplatz. Es ist auch kein Platz um politische Leidenschaften für Experimente auszuleben", betonte Wolf. Wo es Sinn macht, seien die Apotheker gerne bereit, sich neuen Bedürfnissen anzupassen. Kein Verständnis hat die ABDA allerdings weiterhin für Tankstellen, die Arzneimittel abgeben oder Kaffeeröster, die Krankenversicherungen verkaufen.


Kirsten Sucker-Sket