Europäischer Kardiologenkongress

Rauchverbote senken Herzinfarktrate

Barcelona/Düsseldorf/Konstanz - 03.09.2009, 09:48 Uhr


Nach Einführung des allgemeinen Rauchverbots in öffentlichen Räumen in Island im Juni 2007 erlitten männliche Nichtrauchern 21 Prozent weniger akute Herzereignisse. Ein bisher ungeklärter Umstand: Bei Frauen konnte kein solcher Rückgang beobachtet werden.

Dass sich allgemeine Rauchverbote sehr rasch und nicht nur langfristig positiv auf die Herzgesundheit der Bevölkerung auswirken, haben auch Studien aus Italien, Irland und Schottland gezeigt. Rauchen trägt nicht nur zu chronischen Gesundheitsschäden bei. Tabakrauch kann auch an akuten Problemen in den Herzgefäßen beteiligt sein, so zum Beispiel an der Bildung von Blutgerinnseln, die die Gefäße verschließen und zum gefährlichen akuten Herzinfarkt führen.

Die isländische Studie konzentrierte sich auf Nichtraucher und zeigt auf, wie sehr Rauchverbote im öffentlichen Raum auch zur Vermeidung von akuten Herzproblemen aufgrund von Passivrauchen beitragen können. Eine Reduktion von akuten Herzinfarkten um 21 Prozent entspricht einer Rate, die sonst nur mit hochpotenten kardiovaskulären Therapien erreicht werden kann. Warum es hier Unterschiede nach Geschlecht gibt, ist noch nicht geklärt und bedarf weiterer Untersuchungen.

"Seit das Rauchen in immer mehr europäischen Ländern aus dem öffentlichen Leben verschwindet, liegen uns auch immer mehr Daten über die positiven Effekte solcher gesetzlicher Maßnahmen für die Herzgesundheit vor", kommentierte Professor Dr. Eckart Fleck von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) die aktuelle Studie. "Es geht hier nicht nur um die Vermeidung chronischer Schäden, sondern auch akuter Erkrankungen, und zwar bei Nichtrauchern genauso wie bei Rauchern. Deshalb sind möglichst weitreichende Rauchverbote aus gesundheitspolitischer Sicht so wichtig, wenn das auch nicht von allen leicht eingesehen wird."

Quelle: Gudnason et al.: Smoking bans linked to an immediate decline in acute coronary syndrome; ESC 2009 Abstract No 978.


Bettina Hellwig