Neu auf dem Markt

Nukleosidanalogon Azacitidin

Konstanz - 17.08.2009, 10:45 Uhr


Azacitidin ist ein neues Nukleosidanalogon zur chemotherapeutischen Behandlung von Patienten mit bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems.

In niedriger Dosierung verhindert Azacitidin die Methylierung der DNA. Eine aberrante Methylierung der DNA stört die Genregulation, weil dadurch wichtige wachstums-, differenzierungs- und apoptoseregulierende Gene inaktiviert werden. Diese Methylierung kann zur Entstehung von Leukämien führen und ist ein typisches Merkmal für myelodysplastische Syndrome. Azacitidin wird während der S-Phase des Zellzyklus anstelle von Cytosin in die DNA eingebaut, bindet kovalent an DNA-Methyltransferasen und blockiert diese. Dadurch verhindert der Wirkstoff die Methylierung der DNA, und durch weitere Zellteilungen werden methylierte Allele immer weiter "verdünnt", die Methylierung der Genpromotoren verringert sich nach und nach, so dass stummgeschaltete Gene wieder exprimiert werden und sich die Hämatopoese normalisiert.

Azacitidin wurde in einer Phase-III-Studie bei 358 Erwachsene mit myelodysplastischen Syndromen und einem mittleren Alter von 69 Jahren geprüft. Die Patienten erhielten entweder Azacitidin (75 mg/m2 Körperoberfläche täglich s. c. über sieben Tage alle 28 Tage) oder eines von drei konventionellen Therapieregimen. In dieser Studie verlängerte Azacitidin die Überlebensdauer wirksamer als die herkömmliche Versorgung: Patienten, die Azacitidin erhielten, überlebten durchschnittlich 24,4 Monate, Patienten unter herkömmlicher Versorgung dagegen nur 15,0 Monate (p=0,0001). Außerdem verdoppelte die Behandlung mit Azacitidin den Anteil an Patienten, die zwei Jahre überlebten, nahezu (50,8 vs. 26,2%, p<0,0001). Dieser Effekt beruhte sowohl auf der Verlängerung der Zeit bis zur Transformation in eine AML (26,1 vs. 12,4 Monate, p=0,004) als auch auf einer signifikanten hämatologischen Verbesserung mit entsprechend verminderten Komplikationen. Dabei verlängerte Azacitidin die Überlebenszeit bei allen relevanten Untergruppen, insbesondere auch bei über 65-jährigen Patienten, bei Patienten mit niedrigem zytogenetischem Risiko und Patienten mit akuter myloischer Leukämie (AML).

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren hämatologische Toxizitäten, gastrointestinale Beschwerden sowie Reaktionen an der Injektionsstelle.


Bettina Hellwig


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